Was baue ich wo an? Die Antwort auf diese scheinbar einfache Frage kann einen Hobbygärtner zur Verzweiflung bringen – oder man macht es sich leicht: mit meiner Supermethode!
Die Downloads zuerst:
Aussaattabelle 2021
Pflanzenfamilien
Aussaatkalender 2021
Eine ganz liebe Zuschauerin hat uns ihre wunderbare Tabelle zur Kräuteranzucht zur Verfügung gestellt, damit ihr sie ebenfalls herunterladen könnt. Danke, liebe Sabine!
Links zu richtig gutem Saatgut findest du ganz unten auf dieser Seite!
Transkript des Videos:
Mich erreichen um diese Jahreszeit immer viele Anfragen zur Bepflanzung der eigenen Beete. Gerade wenn man seinen Garten frisch angelegt hat, will man ja alles richtig machen. Die lasche ‚wird-schon-werden‘-Haltung kommt vermutlich erst im Lauf der Jahre.
Die ist aber gleichzeitig auch der Grund, warum ich das Thema jetzt endlich mal angehe. Seit Jahren nehme ich mir vor, etwas systematischer zu gärtnern, und letztes Jahr bei den Mini-Hochbeeten hat das ja auch schon ganz gut geklappt. Deshalb mache ich das dieses Jahr mal in einem etwas größeren Maßstab.
Die Beete
Jeder hat ja seinen Garten anders aufgeteilt; manche haben nur ein Gemüsebeet, manche gleich riesige Flächen, aber das Grundprinzip ist doch überall ähnlich. Wichtig ist meiner Meinung nach, dass du die vorhandenen oder neu anzulegenden Beetflächen in vier etwa gleich große Teile aufteilen kannst. Bei mir sind das Hochbeete, die einige zusätzliche Vorteile haben, auf die ich gleich noch zu sprechen komme. Die habe ich aber hauptsächlich, weil ich in einer sehr kalten Gegend mit Stauwasserboden gärtnere. Hier in der Skizze sind Beete von etwa zwei Quadratmetern, also relativ klein, aber du wirst gleich sehen, wie geschickt man die nutzen kann.
Wieso vier Beete?
Bei diesen vier Flächen denken vermutlich die Meisten von uns sofort an die klassische Einteilung in Starkzehrer, Mittelzehrer, Schwachzehrer und Gründüngung, die man jedes Jahr ein Beet weiter rotieren lässt. Der Sinn dieses Fruchtwechsels von einem Jahr zum nächsten basierend auf dem Nährstoffbedarf liegt hauptsächlich im geringen Düngerverbrauch. Ich mache aber meinen eigenen Kompost, wie du ja vermutlich auch, deshalb sind andere Aspekte wie zum Beispiel die Fruchtfolge innerhalb einer Saison und die Mischkultur für mich mindestens genauso wichtig. Außerdem wird dieses System oft direkt zerschossen, wenn ich mehr als eine Kultur pro Saison pro Beet anbauen möchte, und bei mir sind das zwei bis drei.
Ich merke mir aber auf jeden Fall schon mal, welche Pflanzen viel und welche wenig Nährstoffe brauchen, damit ich die richtige Menge an Kompost pro Beet wähle. Oder genauer gucke ich, wenn ich mir nicht mehr so sicher bin, in meiner super Tabelle nach, die ich mal in der Infobox verlinkt habe. Da ist ja ganz hinten eine Angabe zum Nährstoffbedarf.
Der Grund, warum trotzdem auch bei mir die Pflanzen im Jahresabstand auf vier Flächen rotieren, liegt an meiner absoluten Lieblingskultur, nämlich der Kartoffel. Die sollte erst frühestens nach vier Jahren wieder an der selben Stelle angebaut werden. Praktischerweise passt dieser Abstand beim Fruchtwechsel auch für die meisten anderen Gemüsesorten sehr gut, außer vielleicht für Erbsen, bei denen man besser sechs Jahre wartet, aber für die sind dann zum Beispiel meine Schummelflächen. Siehst du gleich. Allgemein sollten Pflanzen aus der selben Pflanzenfamilie nicht gemeinsam oder direkt hintereinander angebaut werden. Nix mit Geschwisterliebe. Deshalb finde ich auch die meisten Gründünger eher kritisch. Ich habe auch zu den Pflanzenfamilien eine Tabelle gemacht; die verlinke ich dir genauso in der Infobox.
Beet eins
Ich fange also mal mit den Kartoffeln an. Die sollen in das Beet Nummer eins, das deshalb natürlich einen guten Schwung Kompost braucht, nächstes Jahr dann in Beet Nummer zwei usw. Die Beete habe ich ungefähr so ausgerichtet, dass die schmalen Seiten einigermaßen nach Süden und Norden zeigen und die breiten nach Osten und Westen. So kann die tiefer stehende Sonne am Vor- und Nachmittag besonders breitflächig aufgefangen werden. Im Sommer ist das weniger wichtig als im Frühjahr oder Herbst, wo Sonne ja eher Mangelware ist.
Einige Kulturen kommen bei mir übrigens nie in die Hochbeete, was an unserem rauen Klima liegt. Dazu zählen die Tomaten, die an der Hauswand unter dem Dachüberstand am besten aufgehoben sind, außerdem Paprikas, Chilis und Gurken, die zusammen mit Honigmelonen ins Gewächshaus kommen. Zucchinis sind bei mir in großen Kübeln besser als im Beet, und Kürbisse ranken sich entweder durch die Blumenrabatten oder sie klettern an den Rosenbögen hoch. Yacón steht sowieso immer im Kübel. Der würde im Beet alles überschatten. Manches baue ich auch nicht an, weil ich es einfach nicht mag. Dazu zählen Sellerie, Mais und Fenchel. Machste nix.
Aber zurück zu den Kartoffeln. Bei dir ist das womöglich ein ganz anderes Lieblingsgemüse, aber die Vorgehensweise ist die gleiche. Ich überlege jetzt erst mal: Was passt denn besonders gut als Beetnachbar zu Kartoffeln? Gute Beetnachbarn begünstigen sich ja gegenseitig in ihrem Wachstum, halten sich mit etwas Glück sogar gegenseitig Schädlinge vom Leib und bringen zusammen eine bessere Ernte als alleine. Ich gucke also kurz in meine Superliste und picke mir da alles raus, was ich selber gerne esse. Das sind vor allem Bohnen, Kohl, Salat und Spinat.
Jetzt kommt Schritt eins der raffinierten Planung. Gute Nachbarn sind ja auch immer gute Vorgänger und Nachfolger. In einem richtig schön großen Beet würde ich wohl die Dicken Bohnen und die Kartoffeln gemeinsam anbauen. In so einem kleinen Beet lohnt sich aber auch der Versuch, Beides nacheinander ins Beet zu bringen und so die Erntemenge deutlich zu erhöhen. Wenn ich also im ersten Beet gleich Anfang März Dicke Bohnen auspflanze, die ich womöglich vorgezogen habe, sind die Anfang Juni abgeerntet und der Boden ist ideal vorbereitet für die Kartoffeln. Anfang Juni ist zwar eigentlich vier Wochen nach dem optimalen Zeitpunkt, um Kartoffeln zu legen, passt aber noch gut. Ich gebe aber zu: Das Timing ist schon ziemlich sportlich. Auch hier kann ich ein bisschen schummeln und die Knollen in Töpfen vortreiben lassen, so dass sie beim Auspflanzen schon vier oder fünf Wochen alt sind. Klappt super, mache ich seit Jahren. Für Beet zwei halte ich mir schon mal die Buschbohnen im Hinterkopf, die da als letztes dieses Jahr stehen sollten. Damit wäre auch das zweite Beet dann perfekt auf die Kartoffeln im nächsten Jahr eingestimmt.
Nach den Kartoffeln ist das Jahr für Beet eins aber noch nicht zu Ende. Sie kommen, wenn es zum Beispiel mittelfrühe sind, nach vier Monaten aus der Erde, also mit Voranzucht Anfang September, sonst Anfang Oktober. Der ideale Zeitraum, um den Spinat in den Boden zu bekommen, den ich deshalb im August schon mal in Töpfen vorziehe. Der kann dann den ganzen Winter über im Beet stehen und nach und nach beerntet werden. Beet eins abgehakt.
Beet zwei
Beet zwei hat ja schon die Buschbohnen in der Warteschleife, aber die kommen hier immer erst relativ spät ins Beet, so Mitte Juni etwa, weil es ihnen vorher zu kalt ist. Bis dahin kann da also etwas anderes stehen. Ich gucke kurz nach: Zu Buschbohnen passen prima Kohlrabi und Eissalat. Beides kann schon früh ins Beet, Salat fängt ja sowieso oft im Sommer an zu schießen, wird also besser vorher gegessen, und wenn der Kohlrabi noch nicht komplett abgeerntet ist, macht es ihm gar nichts, wenn um ihn herum Bohnen wachsen. Da die es aber beim ersten Frost hinter sich haben, plane ich schon jetzt, nach ihnen Feldsalat ins Beet zu tun. Der wird besonders kräftig, wenn man ihn vorzieht, und der bleibt ebenfalls den ganzen Winter über auf dem Beet. Außerdem ist er mehr oder weniger neutral, was die Nachbarn angeht, entsprechend sind auch seine Vorgänger und Nachfolger frei wählbar. Im Winter mag ich aber auch gerne etwas Postelein, also Winterportulak, der deshalb im Spätherbst mit ins Beet kommt. Beet zwei fertig.
Beet drei
In Beet drei sollen zwei weitere meiner absoluten Favoritinnen, nämlich Rote Bete und Pastinaken. Beide sind als Vorkultur für die nächstjährigen Bohnen super. Sie vertragen sich sogar untereinander ganz gut, und bis die groß sind, können in den Zwischenräumen prima Radieschen wachsen. Sowohl Rote Bete als auch Pastinaken stehen sehr lange auf dem Beet, normalerweise sogar bis in den Winter, brauchen aber dafür auch eine ganze Weile, bis sie groß werden. Deshalb kann auch hier im zeitigen Frühjahr zum Beispiel etwas Pflücksalat dazwischen. Und zwischen die Rote Bete kann ich auch noch Zwiebeln oder Knoblauch stecken. Entweder oder, nicht beides gleichzeitig.
Beet vier
Bleibt Beet vier. Hier möchte ich sowohl Grünkohl als auch Rosenkohl haben. Beides bleibt bis in den Winter stehen, aber untereinander sind die sich nicht so richtig grün. Deshalb kommt hier jetzt einer meiner liebsten Tricks, den ich immer dann anwende, wenn zwei Kulturen im selben Beet stehen, die sich gegenseitig eher ungünstig beeinflussen: Ich mache einen dicken Streifen Blumen dazwischen. Am besten finde ich hier Ringelblumen. Die wirken ja nicht nur gut gegen Drahtwürmer, sie blühen oft bis zum Winter und sind noch dazu auch für die berühmte Ringelblumensalbe zu gebrauchen. Auch Tagetes sind hier schön, und die schützen noch dazu vor Nematoden. Blumen im Gemüsebeet sind für mich sowieso unerlässlich, aber hier erfüllen sie dann gleich eine weitere Funktion als Barriere. Sehr praktisch.
Je größer die Beete sind und entsprechend mehr unterschiedliche Gemüsesorten, desto häufiger wirst du an einen Punkt kommen, wo dein Plan mit der Mischkultur nicht so genau passt und deshalb die Blumenlösung angesagt ist. Man zögert anfangs wahrscheinlich auch, hier mal ein Auge zuzudrücken, merkt aber doch irgendwann, dass übertriebene Strenge im Gemüsebeet nicht soo nötig ist, wie viele Gärtner behaupten. Probier’s aus!
Vor dem Grünkohl und dem Rosenkohl kann übrigens auch hier noch etwas ins Beet, zum Beispiel der sehr frühe Kopfsalat Maikönig. Beet vier ebenfalls fertig.
Endkontrolle
Ich checke noch kurz den Übergang zu Beet eins: Da steht ja dann als Letztes der Spinat. Keine Bedenken für den nächstjährigen Grünkohl und Rosenkohl. Der Kreis schließt sich. Du siehst, das ist eigentlich wie ein Brettspiel oder so. Es gibt einen Ausgangspunkt, das ist die Lieblingspflanze, und von der aus arbeitet man sich von einem Beet zum anderen und füllt die jeweils mit passendem Gemüse, das man besonders gerne isst.
Die Schummelflächen
Jetzt habe ich aber noch nicht berücksichtigt, dass ich meine Hochbeete ja aus diesen Rastersteinen mache, die nicht nur die Wärme gut speichern, sondern in die ich ganz toll alles Mögliche pflanzen kann, das im Beet entweder den Betrieb aufhalten würde, weil es mehrere Jahre dort steht, oder das von der Reihenfolhe her einfach nicht in meinen Plan passt.
An die nach Norden gelegenen Enden kommen bei mir immer Stangenbohnen. Die Erde muss deshalb zwar jedes Frühjahr ausgetauscht werden, aber das ist ja nicht allzu viel. Am Nordende werfen die Stangenbohnen keinen Schatten auf das Beet. Rankende Erbsen sind hier auch besonders gut aufgehoben.
An die langen Seiten können zum Beispiel Erdbeeren, und hier steht dann auch immer das Gros meines Knoblauchs, der sich ganz prima mit den Beeren versteht. Auch Neuseeländer Spinat ist hier besser aufgehoben als im Beet, weil der dann einfach an den Seiten runter wuchern kann und nichts plattwalzt. An den Stellen, wo die meiste Sonne und der wenigste Schatten ist, wachsen meine mediterranen Kräuter. Die bleiben ja mehr oder weniger dauerhaft dort stehen und würden deshalb nicht so gut in jährlich rotierende Beete passen. Ich habe aber auch manchmal Buschbohnen in den Randsteinen, die sich da wegen der Wärme richtig wohl fühlen, und sogar Hokkaidokürbisse gediehen darin ganz gut. Wo immer dann noch Platz ist, sind bei mir Blumen. Die kann man ja zum Teil auch essen, wie beispielsweise die Kapuzinerkresse, die noch dazu super aussieht.
Aussaat- und Pflanztermine
Die Beetplanung steht zwar jetzt, aber eins fehlt dann doch noch: Mein Aussaatkalender, damit ich auch garantiert nichts vergesse. In dem notiere ich, was wann vorgezogen oder direkt ins Beet gesät wird, und sicherheitshalber auch noch mal, in welches genau. Fertig.
Wunsch und Wirklichkeit
Ganz zum Schluss muss ich wohl zugeben, dass ich eher zu den Zufallsgärtnern gehöre, so dass im Laufe des Sommers das Ganze immer unübersichtlicher und urwaldartiger wird. Der Erntemenge tut das keinen Abbruch, aber vorbildlich sieht dann doch anders aus. Ich versuche aber jedes Jahr auf diese in meinen Augen optimale Kombination zu achten: Mischkultur innerhalb eines Beets und Fruchtfolge innerhalb einer Saison zur gegenseitigen Begünstigung der jeweiligen Kulturen und Fruchtwechsel von einem Jahr zum nächsten, um Krankheiten zu vermeiden.
Deshalb habe ich diese Beetplanung für euch genauso gemacht wie für mich selber. Viel Spaß und viel Erfolg wünsche ich euch! 😀
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