Kartoffeln ganz einfach selber anbauen

Ganz gleich ob du einen Garten hast oder nur eine Terrasse oder einen Balkon: Kartoffeln gehen immer!

In den letzten Jahren habt ihr mir so toll viele Fragen und Anregungen geschickt; hierfür noch einmal ein ganz liebes Dankeschön! Ich habe versucht, so viele wie möglich in meinem neuen Kartoffelvideo aufzugreifen. Hoffentlich gefällt es euch!

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Ganz herzlichen Dank an Nandalal Sarkar für das wunderschöne Titelbild!

Transkript des Videos:

Wozu der Aufwand?

Wer ist denn so blöd und baut selber Kartoffeln an? Das lohnt sich doch gar nicht!

Das musstest vielleicht auch du dir schon anhören. Wer das sagt, hat aber wirlich etwas verpasst, nämlich die beiden wahrscheinlich schönsten Momente im Gärtnerleben. Der eine ist natürlich die erste Geschmacksprobe, denn nichts ist so lecker wie die eigenen Kartoffeln. Der andere Moment ist noch vor der Verkostung, nämlich dieses unglaubliche Gefühl, mit den Händen im Boden zu buddeln und eine Knolle nach der anderen aus der Erde zu holen. Für mich kommt nichts im ganzen Gartenjahr diesem Gefühl gleich. Na gut, vielleicht die ersten Kirschen. Und die ersten Himbeeren. Aber die liegen doch auf den Plätzen zwei und drei.

Ist doch eigentlich ganz einfach

Man könnte jetzt sagen, ist doch eigentlich ganz einfach: Loch in die Erde buddeln, Knolle rein, ab und zu vielleicht etwas häufeln, regelmäßig gießen, abwarten und dann einfach ernten. Im Großen und Ganzen stimmt das auch. Uns ambitionierten Hobbygärtnern stellen sich auf dem Weg von der Pflanzkartoffel bis zur Ernte aber zahlreiche Fragen, die ich jetzt so gut wie möglich zu beantworten versuche.

Welches ist die optimale Sorte?

„Ich will unbedingt auch mal Kartoffeln anbauen. Empfiehl mir doch mal die beste Sorte!“ Als Einsteiger will man ja gleich alles richtig machen und sich nicht direkt schon bei den Basics einen Patzer leisten. Verständlich. In den letzten Jahren ist die Auswahl auch riesig geworden. Wo es früher mit etwas Glück zehn Sorten gab, sind es jetzt oft über 100, wahrscheinlich auch dank der Nachfrage durch uns Hobbygärtner. Trotzdem lautet meine Antwort auf diese Bitte immer: „Kann ich nicht.“ Ich kann dir auch genau sagen, warum das nicht geht:

Die Geschmäcker sind verschieden

Auf kaum etwas trifft das so zu wie auf Kartoffeln. Die von vielen Leuten beinahe ausschließlich gekauften milden festkochenden Sorten finde ich manchmal etwas fad. Meine Favoriten sind meistens irgendwo zwischen vorwiegend festkochend und mehlig. Sie schmecken würzig und kräftig und haben oft eine starke Maronennote. Natürlich gibt es auch festkochende Sorten, die ich sehr gerne mag. Es gibt aber noch mehr Gründe, warum ich dir nicht sagen kann, was bei dir garantiert gut wachsen wird:

Alle Böden sind verschieden

Was bei dir vielleicht gut gedeihen würde, weil du zum Beispiel in der Börde mit dem perfekten Erdreich gärtnerst, würde in unserem kompakten Lehmboden womöglich jämmerlich verkümmern. Sorten, die bei mir selten ein außergewöhnlich schönes Aroma entwickeln und die ich dir deshalb gar nicht auf Anhieb empfehlen würde, schmecken hervorragend, wenn sie im passenden Boden gewachsen sind, vielleicht genau bei dir im Garten.

Jetzt könntest du natürlich entgegnen, dass ich den idealen Kartoffelboden im Kübel oder Hochbeet simulieren kann, weil ich ja sowieso fast alles dort anbaue (dazu gleich mehr), aber da kommen wir direkt zum nächsten Punkt:

Das Wetter macht den Unterschied

Das gilt gleich doppelt. Gärtnerst du wie ich in der kalten und nassen Nordeifel, werden bei dir völlig andere Sorten gedeihen als im mehrere Grad wärmeren Rheinland, auch wenn zwischen uns dann vielleicht weniger als 100 Kilometer liegen.

Zum jeweiligen regionalen Klima kommt noch das Wetter des jeweiligen Jahres. Das war es, was ich mit ‚doppelt‘ meinte. Gerade die letzten drei Jahre haben den meisten Nutzgärten sehr zu schaffen gemacht. Altbewährte Kartoffelsorten, die ich schon seit vielen Jahren abgebaut habe, haben sich einfach verabschiedet (leider auch die Linda); dafür sind neue hinzugekommen (allen voran einige Schweizer Bergkartoffeln), die sich womöglich besser bewähren werden. Und ein so eisiges Frühjahr wie 2021 stellt uns zusätzlich vor echte Herausforderungen. Du siehst schon:

Der eigene Garten ist eigentlich ein dauerhaftes Testfeld

Und das ist das wirklich Beruhigende an der Sache. So richtig schlimm falsch machen kannst du eigentlich gar nichts bei der Wahl deiner liebsten Kartoffelsorte für deinen Garten oder Balkon. Wenn dir eine Sorte besonders gut schmeckt, dann heb einfach ein paar kleine gesunde Knollen auf und leg sie im nächsten Frühjahr in die Erde. Was soll daran falsch sein? Schiefgehen kann das sogar bei den Profis, aber genauso gut kann sich das bei dir zum absoluten Knaller entwickeln.

Müsste ich dir trotzdem etwas empfehlen, damit du nicht enttäuscht bist, dann wäre es wahrscheinlich das: Nimm nicht EINE Kartoffelsorte. Nimm deine drei liebsten. Oder fünf. Die Chancen, dass einige davon sich ganz prima entwickeln und zu deinen Haussorten werden, sind dann um so größer. Um diese Chancen noch zu verbessern, kannst du aber viel tun:

Wie und wann lege ich los?

Die meisten von uns haben wohl damit angefangen, dass sie ein paar versehentlich gekeimte Speisekartoffeln in der Erde versenkt haben. Gar nicht so verkehrt. Wenn du die Knollen einige Wochen vor dem Pflanztermin ans Licht holst, idealerweise in einem eher kühlen Raum, damit sie vorab schon einmal einige wenige kurze und dicke Keime bekommen, haben sie es später viel leichter. Die Knollen verfärben sich im Licht auch ziemlich schnell in Richtung grün, weil sie Solanin bilden. Das ist bei Speisekartoffeln zwar gar nicht gut, weil Solanin für uns giftig ist, aber für Pflanzkartoffeln ist das richtig toll. Es macht die Knollen viel widerstandsfähiger gegen Krankheiten.

Was tun bei zu langen Keimen?

Falls bei deinen Pflanzkartoffeln im Keller versehentlich die Keime schon zu lang geworden sind: Profis würden dir sagen, das gibt nichts, schmeiß sie weg! Ich würde dir sagen, brich die Keime nicht alle ab, denn dann kommen oft keine neuen, sondern leg die Knollen samt Keimen vorsichtig entlang der Pflanzrille (dazu gleich) und decke genauso Erde darüber wie bei den normalen Knollen. Meistens klappt das wieder Erwarten, und nach wenigen Wochen stehen kräftige Pflanzen im Beet.

Wie viele Keime sollen an der Knolle sein?

Wenn du schöne große Knollen ernten möchtest, sind weniger Keime besser. Deshalb werden übergroße Kartoffeln auch vor dem Legen geteilt. Sobald du auf deine eigene Ernte zurückgreifen kannst, kannst du beruhigt alle superschönen Riesenknollen aufessen und nur die kleinen für das nächste Jahr zurücklegen. Ich habe das schon mehrmals ausprobiert: Vom Gewicht her bringt eine große Knolle nicht mehr Ertrag als eine kleine, aber die Winzlinge bringen oft viel gleichmäßigere Knollen. Es geht aber noch einen Tick kleiner, deshalb zeige ich dir jetzt den Supertrick mit dem

Äugeln von Kartoffeln

Wenn du nicht so genau weißt, woher deine Knollen kommen, kannst du das Risiko von Krankheiten zusätzlich zum eben erwähnten Solaninschub noch durch einen anderen Trick klein halten, nämlich durch das Äugeln. Dabei schneidet man einfach die schon leicht vorgetriebenen Keime aus den Knollen heraus, so dass Krankheitserreger, die in der Kartoffel überdauern, das Nachsehen haben. Ich mache da meistens so einen kleinen Kegel, weil der Keim oft bis ins Innere geht. Die Augen kommen dann einfach in Erde, bei mir sind es wegen der kurzen Saison erst mal Töpfchen, mit dem Keim nach oben, und sie werden so etwa daumenbreit mit Erde bedeckt. Daraus wachsen ganz schnell richtig schöne Pflänzchen. Manchmal habe ich von einer ganz seltenen Kartoffelsorte nur eine einzige Knolle und kann durch das Äugeln gleich fünf oder zehn Pflanzen daraus machen und so das Überleben sichern.

Welcher Zeitpunkt ist ideal für das Legen von Kartoffeln?

Wann die Knollen oder Jungpfllanzen nach draußen dürfen, hängt sehr von deinem regionalen Klima ab. Ich versuche das so abzupassen, dass die ersten Blätter nicht vom letzten Frost erwischt werden. Deshalb ist eigentlich Anfang Mai perfekt für das Legen der Pflanzkartoffeln. Die Blätter zeigen sich dann erst kurz nach den Eisheiligen, so dass ihnen nichts Schlimmes passieren kann. Falls es doch noch mal sehr kalt wird, kann man auch für ein paar Tage einen Tunnel über das Beet stellen. Wenn ich Kartoffeln in Töpfen vorziehe, um unsere sehr kurze Saison zu kompensieren, kommen auch die erst ins Beet oder den Kübel, wenn ihnen keine Gefahr mehr droht. Die haben dann einen schönen Vorsprung, so dass sie schon groß und stark sind, wenn die ersten Schädlinge oder Krankheiten drohen, aber dazu gleich mehr.

Welchen Standort mögen Kartoffeln am liebsten?

Wenn du einen Garten hast, in dem du deine Kartoffeln im Boden oder im Hochbeet anbauen kannst, sind mehrere Punkte wichtig. Zum einen sollten an der selben Stelle in den vorherigen drei Jahren keine Kartoffeln angebaut worden sein, damit sich keine in der Erde schlummernden Krankheiten übertragen. Im vierten Jahr ist das Risiko nur noch ganz gering. Zum anderen sollte der Standort möglichst sonnig sein, damit die Blätter ordentlich Photosynthese machen und massig Knollen bilden können. Im Halbschatten sind die Pflanzen anfälliger, auch zum Beispiel für Schneckeninvasionen. Zu denen kommen wir gleich noch. Ein ganz wichtiger Punkt ist aber auch:

Die optimale Bodenvorbereitung

Kartoffelpflanzen sind Starkzehrer, also immer hungrig, vor allem auf Stickstoff. Mit dem sollte man es zwar nicht übertreiben, weil sonst sowohl Geschmack als auch Lagerungsfähigkeit darunter leiden, aber gutes Futter ist wichtig für die Pflanzen. Deshalb kommt in meine Beete und Kübel auch immer ein guter Schwung Kompost, den ich vor der Pflanzung leicht untergrabe und damit auch den Boden auflockere. Perfekt ist das im Herbst, aber Frühjahr klappt auch. Wenn du noch keinen Kompost hast, geht auch zum Beispiel ein organisches Biodünger-Granulat, auf dem praktischerweise die Dosierung steht, Bio-Hornspäne und Rohwolle, oder aber Schafwollpellets, die ebenfalls über einen längeren Zeitraum Stickstoff abgeben und in nassem Zustand noch dazu einigermaßen gut Schnecken abhalten. Wenn die Pflanzen schon größer sind, gieße ich  alle zwei oder drei Wochen mit Brennesseljauche oder mit flüssigem Bio-Gemüsedünger. Sobald sich Blüten zeigen, kannst du übrigens mit dem Düngen aufhören. Ab hier würdest du den Knollen eher schaden als nützen. Ohnehin gilt bei Kartoffeln wie bei anderen Pflanzen auch, dass ein Zuviel an Dünger nicht gut ist. Lieber so gerade eben ausreichend, nicht mehr. Das muss man ein bisschen ausprobieren. Im Laufe der Zeit wird sich das auch bei dir einpendeln, wirst du sehen.

Der Trick mit den Beetnachbarn

Wenn du langfristig planst, kannst du übrigens schon im Vorjahr das Beet für deine Kartoffeln vorbereiten, indem du zum Beispiel Bohnen pflanzt. Du kannst aber auch im gleichen Jahr noch ausnutzen, dass Bohnen den Boden so schön mit Stickstoff anreichern, und zum Beispiel Ackerbohnen und Kartoffeln gemeinsam ins Beet oder sogar in den Kübel setzen. Wenn du das noch nicht ausprobiert hast, wirst du überrascht sein, wie deutlich sich das auf den Ertrag auswirkt.

Und was ist, wenn du gar keinen Garten hast?

Das macht gar nichts! Kartoffeln lassen sich zum Glück auch ganz toll in Kisten, Kübeln oder Säcken anbauen, die auf der Terrasse oder dem Balkon ihren Platz finden können. Damit die Pflanzen darin optimal gedeihen, hat sich bei mir ein schichtweiser Aufbau bewährt, den ich dir hier mal am Beispiel eines Kübels zeige.

Kartoffeln in Kübeln anbauen

Im Prinzip ähnelt das fast einem kleinen Hochbeet. Zuunterst kommt eine Drainageschicht aus Ästchen, damit sich kein Regen im Kübel über den zahlreichen Wasserabzugslöchern staut. Darüber dann eine Schicht Laub, dann immer im Wechsel ein Gemisch aus Kompost und Erde und wieder Laub. Das sieht nach sehr vielen Blättern aus, gebe ich zu, aber das hat gleich drei Vorteile. Unser sehr schwerer Boden wird durch das Laub deutlich fluffiger, die Regenwürmer haben die ganze Saison über schön Futter und können deshalb zusätzlichen Humus produzieren und der Boden wird ganz leicht sauer. Das mögen Kartoffeln nach meiner Beobachtung sehr gerne – ganz anders als Tomaten übrigens, das nur am Rande.

Wenn du in einer sehr regenreichen Gegend gärtnerst und dir die Kartoffelpflanzen bislang oft buchstäblich von unten weggefault sind, probier doch auch mal den Anbau in solchen Erntekörben. Bei uns fallen in normalen Jahren etwa 1.200 Millimeter Niederschlag im Jahr, und der Monat mit dem meisten Niederschlag ist blöderweise der Juli. Da ist es wichtig, dass die Pflanzen nicht zu nass stehen. Die Schichten sind ganz ähnlich wie im Kübel, und durch die vielen Blätter, die ich an die Wände drücke, fällt auch keine Erde raus. Diese Körbe lassen sich mal flott woanders hin setzen, bei sehr spätem Schnee passt auch ein Eimer drauf, und zum Ernten kippe ich sie einfach aus und fertig. Sehr praktisch.

Kartoffeln in Säcken anbauen

Alle Sorten, die ich kenne, haben sich in Kübeln genauso gut bewährt wie im Beet. Das gilt nicht für den Anbau in Säcken. Hier will ich ja ausnutzen, dass ich immer wieder Erde anschütten kann und sich so immer wieder neue Knollen bilden. Das machen aber gar nicht so viele Sorten. Wenn du mit dem Anbau in Säcken schon einen Flop erlebt hast, kann es genau daran gelegen haben. Gib dann nicht gleich auf, sondern probier einfach mal andere Sorten.

Manche wachsen nämlich nur auf ganz kleinem Raum; determiniert nennt man das, und egal wie viel Erde du draufschüttest, du begräbst sie nur und machst es ihnen unnötig schwer. Man liest oft, das sei nur bei Frühkartoffeln der Fall, aber das stimmt nach meiner Beobachtung nicht. Vielmehr tun sich gerade solche Kartoffelsorten in Säcken schwer, die für den erfolgreichen Anbau auf großen Flächen gezüchtet wurden und maschinell beerntbar sein müssen. Da ist es ja wichtig, dass die Knollen auf begrenztem Raum entstehen.

Entsprechend mehr Glück könntest du beim Anbau in Säcken mit Kartoffelsorten haben, die nicht zu den Standards auf dem Acker zählen. Das können alte Sorten sein, Exoten oder aber Neuzüchtungen wie beispielsweise die Rote Emmalie, die nach meiner Beobachtung durch Anhäufeln von Erde immer weiter und weiter Knollen ansetzt. Ein bisschen ähnlich wuchsen bei mir auch die Vitelotte Noire, eine extrem aromatische schwarze Trüffelkartoffel aus Frankreich, die La Ratte, ebenfalls eine Gourmetsorte aus Frankreich, und die Dänische Spargelkartoffel. Bestimmt gibt es noch viel mehr Sorten, die sich gut in Säcken anbauen lassen. Also trau dich einfach mal und probier es aus! Da kommen wir aber eigentlich auch gleich zur nächsten sehr spannenden Frage:

Wie viele Knollen lege ich denn pro Meter, Kübel oder Sack?

Ganz entscheidend für den Ertrag ist die Anzahl der Pflanzkartoffeln pro verfügbarem Raum. Lass dich hier nicht irritieren von den Werbebildchen aus den Prospekten, wo scheinbar grundsätzlich fünf Pflanzkartoffeln in einen Eimer oder Sack getan werden: Das ist viel zu viel! Und ich rede hier nicht davon, dass zwei Pflanzkartoffeln pro Sack die gleiche Erntemenge bringen wie eine, sondern ab einer gewissen Dichte wird der Ertrag sogar geringer, es sei denn, du überdüngst die Pflanzen völlig, was ja auch keiner will. Deshalb gilt hier – wie so oft: Weniger ist mehr.

Bei mir war das so ein fortlaufender Prozess. Zuerst habe ich zum Beispiel in die großen 90-Liter-Kübel fünf Pflanzkartoffeln getan; inzwischen sind es meistens nur noch drei. In die 60-Liter-Kübel lege ich zum Teil sogar nur zwei. Ins Hochbeet kommen etwa drei Knollen auf den Meter, und auch nur, weil sie hier so gute Bedingungen haben. Im Bodenbeet würde ich sie noch weiter auseinander pflanzen. Damit sind wir aber auch gleich bei der nächsten Frage:

Wie tief kommen die Knollen in die Erde?

Die Meinungen dazu gehen auseinander. Du kennst ja bestimmt diese hohen Dämme auf den Feldern, wo man im Vorbeifahren auf den ersten Blick gar nicht sagen kann, ob das jetzt Spargel wird oder nicht. Auch im eigenen Garten können solche Dämme für Kartoffeln Vorteile haben – oft allerdings erst später.

Da es bei uns manchmal noch im Juni sehr kalte Nächte gibt, mache ich das in der Anfangsphase genau umgekehrt: Ich lege die Knollen in Rillen, also zwischen die Dämme, und zwar etwa eine Handbreit unter die Erde. So sind sie anfangs besser vor eisigem Wind geschützt, und ich habe später das Erdreich, das ich zum Häufeln brauche, direkt griffbereit. Aber

Wieso werden Kartoffeln überhaupt gehäufelt, und wie macht man das?

Beim Häufeln wird Erde auf die Pflanzen gezogen, optimal nur über die untere Hälfte, so dass noch genug Laub oben herausguckt und die Pflanzen ohne Unterbrechung weiterwachsen können. Deshalb mache ich das auch erst, wenn sie schon so um die 20 bis 30 Zentimeter hoch sind. Man kann pro Saison bis zum Erscheinen der ersten Blüten ruhig mehrmals häufeln, denn das hat gleich mehrere Effekte: Die Pflanzen stehen stabiler und kippen nicht, es gucken keine Knollen aus der Erde, die dann grün würden, und bei manchen Sorten bilden sich dadurch dann auch mehr Knollen. Nicht bei allen; das ist das Gleiche wie bei den Sackkartoffeln. Außerdem werden Beikräuter durch das Häufeln in Schach gehalten. Erst jetzt stehen die Pflanzen in meinem Garten dann also doch schön luftig auf kleinen Dämmen. Die sieht man dann irgendwann nicht mehr, weil das Laub alles zuwuchert, aber die Erde trocknet doch nach dem Regen schneller ab und es bildet sich durch den luftigen Stand nicht so schnell Krautfäule.

Wie schütze ich meine Pflanzen vor Krankheiten und Schädlingen?

Die durch einen Pilz übertragene Krautfäule kann sich, wenn man sie nicht eindämmt, irgendwann zur Knollenfäule weiterbilden. Deshalb kontrolliere ich meine Pflanzen auch sehr regelmäßig. Irgendwann kommt halt doch meistens das erste befallene Laub, aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich die Ausbreitung stark verlangsamen kann, wenn ich alle ungesund aussehenden Blätter, also solche mit ersten Flecken drauf, direkt abmache. Sowas geht natürlich nur im Hobbygarten. Jeder normale Landwirt würde mir einen Vogel zeigen. Na und? Es gibt noch eine ganze Menge anderer fieser Kartoffelkrankheiten, aber die Krautfäule ist hier bei uns die häufigste.

Je nachdem, in welcher Gegend du gärtnerst, ist regelmäßige Kontrolle aber noch aus einem anderen Grund wichtig: Nur so entdeckst du frühzeitig einen Befall mit Kartoffelkäfern. Die sind hier zum Glück extrem selten, und durch regelmäßiges Absammeln kann man sie mehr oder weniger komplett aus den Pflanzen herausbekommen, aber wenn man das verpasst, können sie sich schnell vermehren und alles richtig kahlfressen.

Den noch jungen Kartoffelpflanzen können auch Nacktschnecken arg zusetzen. Hier habe ich aber sehr gute Erfolge mit getrockneter Minze erzielen können, die ich einfach über die komplette Pflanze brösele, und ich gieße immer nur morgens, nie abends. Wenn noch dazu ringsherum Schafwolle oder Wollpellets ausgelegt werden, bleiben die Pflanzen dadurch weitgehend von Schneckenfraß verschont. Sicherheitshalber würde ich trotzdem an regenreichen Tagen nach Einbruch der Dunkelheit mal Schnecken checken gehen. Manche Sorten ziehen nämlich trotz aller Schutzmaßnahmen die Schleimer an wie Magnete. Das wäre ja sonst zu schade.

Wenn also die Kartoffelpflanzen jetzt gut gefüttert, ausreichend gewässert und vor Schädlingen geschützt munter vor sich hin wachsen, stellt sich natürlich als nächstes die Frage:

Wann kann ich meine Kartoffeln denn ernten?

Das ist einer der Punkte, die für die meiste Verwirrung sorgen. Frühkartoffeln heißen nicht deshalb Frühkartoffeln, weil sie ganz früh in die Erde kommen (obwohl sie das oft tun), sondern weil sie da ganz früh wieder rauskommen, traditionell vor dem 11. August. Und da möchte ich auch gleich mit dem Gerücht aufräumen, für den Hobbygarten würden sich nur solche frühen Sorten eignen. Blödsinn.

Uns stehen Sorten mit ganz unterschiedlichen Reifedauern zur Verfügung. Während sehr frühe Sorten teils schon nach 80 Tagen geerntet werden können, bleiben sehr späte ein geschlagenes halbes Jahr im Boden. Wie du dir denken kannst, gibt es auch alles mögliche dazwischen: frühe Sorten kann man nach 100 bis 110 Tagen aus der Erde holen, mittelfrühe nach 120 bis 130, mittelspäte nach etwa 140, späte nach 150 und die allerletzten sehr späten nach bis zu 180 Tagen.

Woran erkenne ich denn, ob die reif sind?

Gärtner aus klimatisch bevorzugten Gegenden würden dir hier antworten: Das siehst du daran, dass das Laub abstirbt. Das tut es bei uns praktisch nie. Durch die Kälte und den vielen Regen wachsen die Pflanzen oft einfach weiter und weiter, und wenn es sehr viel regnet, treiben die Knollen, die ich eigentlich essen wollte, gleich im Boden wieder aus.

Deshalb buddle ich, wenn ich nicht ganz sicher bin, schon einmal vorsichtig nach den ersten Knollen. Falls das Laub noch schön ist, kann man auf die Weise auch den noch kleineren Knollen etwas mehr Zeit im Boden gönnen und erst einmal die großen ernten und essen.

Kann man die sofort essen?

Die meisten Sorten, vor allem die frühen, können gleich nach der Ernte in die Küche. Manche brauchen aber ein bisschen, um ihr Aroma zu entfalten. Die Bleue de La Manche schmeckte zum Beispiel am Tag nach der Ernte wie modriger Boden, nach zwei Wochen war sie dagegen eine der leckersten Kartoffelsorten, die ich je gegessen habe. Ähnliches ist mir bei vielen mehligen Sorten aufgefallen. Die verändern noch dazu durch Lagerung ihre Konsistenz, so dass sie beim Kochen nicht so zerfallen. Damit kommen wir aber auch gleich zu einer weiteren wichtigen Frage:

Wie verbessere ich die Lagerfähigkeit meiner Kartoffeln?

Im kommerziellen Anbau wird oft das Laub vor der Ernte komplett entfernt und die Knollen bleiben dann noch einige Wochen in der Erde. Mein Garten ist dafür weder ausreichend trocken noch wühlmausfrei. Deshalb lasse ich die Knollen direkt nach der Ernte einen Tag an der Luft, damit die Schale aushärten kann. Auch an der Knolle getrocknete Reste von Erde sind super, denn die schützen die Kartoffeln ebenfalls.

Erdmieten sind bei uns nicht gut möglich, weil die wasserführende Schicht teils nur einen halben Meter unter der Oberfläche ist. Außerdem liegt bei uns oft sehr lange eine sehr dicke Schneeschicht, unter der ich keine Erdmiete fände, geschweige denn einmal pro Woche eine Ration ausbuddeln könnte. Da muss man schon ein bisschen tricksen, zum Beispiel mit solchen Revisionsschächten oder Kammern, die den Frost sehr lange abhalten. Beneidenswert sind natürlich Menschen mit kalten Lagerkellern. Falls dort gleichzeitig noch Äpfel eingelagert sind, um so besser, denn das von denen abgegebene Ethylen wirkt auf die Kartoffeln wie ein natürlicher Keimhemmer.

Auch unter idealen Bedingungen keimen manche Kartoffelsorten schneller, andere haben eine lange Keimruhe und lassen sich selbst in nicht ganz so optimalen Kellern erstaunlich gut lagern. Deshalb essen wir die Schnellkeimer immer als erste. Dazu zählen zum Beispiel die La Ratte, der Blaue Schwede, die Blaue Anneliese und die Rote Emmalie. Andere liegen im guten Mittelfeld und kommen erst später an die Reihe, zum Beispiel die Chérie und die Laura. Manche können aber auch monatelang im Lager bleiben, ohne Keime zu bilden, zum Beispiel die Bamberger Hörnchen, die Tewadi, die Granola oder die Belana. Hier wirst du im ersten Winter vermutlich eine eigene Rangliste erstellen, um für den nächsten gewappnet zu sein.

Aber seien wir mal ehrlich: Die im Hobbygarten anfallenden Mengen reichen selten so viele Monate. Einige davon müssen wir aber unbedingt ins kommende Jahr retten:

Wie schaffen meine Pflanzkartoffeln es bis ins nächste Frühjahr?

In den Kellern der meisten Häuser keimen Kartoffeln viel zu früh und bekommen viel zu lange Triebe. Deshalb wende ich seit ein paar Jahren einen ganz einfachen Trick an: Ich lagere meine Pflanzkartoffeln hell. Schon bei der Ernte sortiere ich kleine und gesunde Knollen aus, und die können den ganzen Winter am Fenster überdauern, sehen zwar dann im Frühjahr etwas schrumpelig aus, können dafür aber direkt wieder in die Erde, weil sie von ganz alleine ein bisschen grün werden und kurze dunkle Keime bilden. Bis jetzt hatte ich keine Kartoffelsorte, bei der diese Art der Überwinterung nicht geklappt hätte. Sehr entspannend, denn so habe ich schon mal eine Sorge weniger.

Und hier schließt sich auch der Kreis, denn wir sind schon wieder an dem Punkt, wo die Knollen in die Erde kommen. Womöglich hast du in der Zwischenzeit deine optimalen Sorten gefunden oder neue für die nächste Pflanzung ergattert. Deshalb wünsche ich dir jetzt schon mal eine ganz tolle Kartoffelsaison mit dem perfekten Wetter und der perfekten Ernte! Viel Spaß dabei!