Was tun gegen Krautfäule?

Welche Methoden zur Vorbeugung und Behandlung versprechen Erfolg? In diesem Video zeige ich dir, warum ich trotz des berüchtigten Eifelwetters noch im November gesunde Tomaten ernten kann. Und du erfährst, an welcher winzigen Kleinigkeit es liegt, dass so viele eigentlich gute Maßnahmen scheitern.

Was tun gegen Krautfäule? 🥔🍅🍂

Transkript des Videos:

Warum sehen deine Tomaten noch so schön aus?

Das werde ich immer als erstes gefragt, wenn befreundete Gartenmenschen mich im Herbst besuchen kommen. Die Frage hat dann meistens diesen Unterton von ‚Frechheit eigentlich‘. Dabei mache ich gar nicht viel, aber mir ist natürlich bewusst, dass Krautfäule an Tomaten und Kartoffeln

Der Schrecken nasser Sommer

ist. Und von denen haben wir eigentlich genug. Nass und kalt. Trotzdem bedeutet das nicht zwingend, dass die Bestände von Krautfäule dahingerafft werden. Damit Tricks und Tipps funktionieren, ist es aber wichtig, den Gegner so gut wie möglich zu kennen.

Was ist Krautfäule denn eigentlich?

Diese Krankheit, die schon vor über 175 Jahren aus den USA eingeschleppt wurde, befällt alle möglichen Vertreter der Nachtschattengewächse. Für uns am schlimmsten sind wohl ihre Auswirkungen auf die Kartoffel- und Tomatenernte. Sie wird hervorgerufen durch einen Erreger namens Phytophthora infestans, was übersetzt so etwas wie ansteckender Pflanzenzerstörer bedeutet.

Dabei wird sie von ganz kleinen Eipilzen ausgelöst, also keinen richtigen Pilzen, eher so in Richtung Algen. Die Auswirkungen können aber wirklich katastrophal sein, von Ernteeinbußen bis zum Totalausfall. Deshalb finde ich es wichtig, mal zu klären:

Wie entsteht denn der Befall?

Bei Kartoffeln ist das am einfachsten, denn der Eipilz kann im Inneren der oft erst einmal heimlich und unsichtbar befallenen Knolle überwintern und legt dann im nächsten Jahr richtig los. Es gibt zwar mehrere Vermehrungs- und Übertragungsformen, aber diese ist neben dem Wind, der die Sporen weiterträgt, vermutlich die wichtigste. Deshalb äugle ich Kartoffeln aus anderen Gärten und nehme für die eigene Vermehrung nur top gesunde kleine Knollen.

Bei Tomaten ist infiziertes Saatgut eigentlich ausgeschlossen, deshalb ist hier die Übertragung durch den Wind das größte Risiko. Es wird zudem gesagt, dass schon in der Erde befindliche Erreger über beim Gießen hochspritzendes Wasser an die Pflanze gelangen. Dazu kommen wir gleich noch.

Auf beiden Pflanzen braucht die Krautfäule aber ganz bestimmte Bedingungen, die sich kurz unter ‚nass und kalt‘ zusammenfassen lassen. Also Eifelwetter. Ohne Wasser überleben die Krankheitserreger nicht, und bei mehr als 21 Grad können sie auch nicht weiter wachsen. So ein Frühsommer wie 2021 in der Nordeifel ist dagegen bestes Krautfäulewetter. Gegen nass kann man ja wenigstens locker pflanzen, damit Morgentau und Regen gut abtrocknen. Die Tomaten stehen bei mir luftig und schlank an einer Stelle, wo eigentlich dauernd ein bisschen Wind ist. Die Kartoffeln ragen nach dem Häufeln aus kleinen Dämmen in die Luft. Aber gegen Kälte kann man eigentlich nicht viel machen. Deshalb geht es oft dann doch irgendwann los:

Bei den Kartoffeln werden das Laub und die Knollen befallen; deshalb spricht man hier von der Kraut- und Knollenfäule. Bei Tomaten sind es neben dem Laub die Früchte, die verderben. Hier heißt die Krankheit dann Kraut- und Braunfäule.

Der Erreger ist bei beiden Phytophthora infestans, auch wenn neuere Untersuchungen die Vermutung nahelegen, dass es Varianten gibt, die lieber Tomaten oder lieber Kartoffeln mögen. Deshalb hört man vermutlich aus manchen Hobbygärten, dass trotz geringer Entfernung zwischen den Anbauflächen von Tomaten und Kartoffeln keine Übertragung stattgefunden hat. Verlassen möchte ich mich darauf aber nicht. Deshalb stehen meine Tomaten in mindestens 10 bis 15 Metern Entfernung westlich von meinen Kartoffeln, also in Haupt-Windrichtung. So können sie sich schon mal nicht bei den Kartoffeln anstecken. Da sind wir aber schon mittendrin im Thema

Vorbeugung

Das mit dem Abstand zwischen Tomaten und Kartoffeln leuchtet mir ein, anderes fand ich dagegen schon immer unlogisch. Wieso werden Kartoffeln auch in so regenreichen Gegenden wie unserer ausschließlich im Freiland angepflanzt, wo ja doch bei prasselndem Regen Krankheitserreger aus der Erde an die Blätter gelangen können? Wieso sagt man einerseits, Tomaten könnten prima mehrmals in der selben Erde stehen, hat aber andererseits panische Angst davor, dass von dieser Erde etwas beim Gießen an die Pflanze kommt? Wieso macht man die unteren Blätter bei Tomaten alle ab, obwohl doch auch der Stängel befallen werden kann?

Das wollte ich genauer wissen. Ich habe ja früher immer die Erde in den Tomatenkübeln abgedeckt, zwar nie mit Grasmulch, in dem sich ja Pilze aller Art bei nassem Wetter prima entfalten können, sondern anfangs mit Vlies und später mit Schafwolle oder Pellets. Dann habe ich sie aber mal komplett freigelassen, wohl ohne das zu planen, sondern weil auch nach der vierten oder fünften Aussaat das Basilikum immer noch kein Lebenszeichen von sich gab. Die unteren – also ältesten – Blätter habe ich zum Teil abgemacht, allerdings deswegen, weil sie anfangs durch die Kälte solche dunklen Verfärbungen bekommen hatten, die immer empfindlicher bleiben und später oft kränklich aussehen. An anderen Pflanzen blieben die Blätter bis zum Boden dran, und sie wurden trotz des Dachüberstandes nassgeregnet oder manchmal auch vom Hagel durchlöchert, aber ich konnte nicht feststellen, dass dadurch ein Ausbruch der Krautfäule verursacht wurde. Trotzdem: Lieber ein bisschen zu viel vorgebeugt als zu wenig.

Durch den Flop mit dem Basilikum bin ich aber auf zwei alternative Unterpflanzungen gekommen, die sich anscheinend positiv auf die Gesundheit der Tomaten auswirken, nämlich Zwiebeln und Knoblauch. Also entweder – oder. Beide zusammen wachsen ja nicht so gerne. Bei beiden habe ich dann Mühe, sie vor dem Winter reif zu bekommen, weil die Tomaten hier erst so spät nach draußen können, aber lieber mickrige Zwiebeln und dafür dann gesunde Tomatenpflanzen. Den Knoblauch stecke ich manchmal auch zwischen die späten Kartoffelsorten, obwohl die sich angeblich nicht vertragen, und das scheint genauso gut zu wirken. Beide Pflanzen sondern ätherische Öle ab, die von den Eipilzen gar nicht gerne gemocht werden und auf die wir gleich noch mal zu sprechen kommen.

Nach langen Regenphasen sind die Blätter der Pflanzen oft richtig labberig, sowohl vom vielen Wasser als auch von der zu wenigen Sonne. In dieses weiche Laub kann der Eipilz sich natürlich erst recht gut einnisten, es sei denn, man stählt die Pflanze von innen, zum Beispiel mit Ackerschachtelhalm (Link siehe ganz unten). Der enthält viel natürliche Kieselsäure, die die Zellwände stärkt und so robuster macht. Bei uns wächst blöderweise hauptsächlich Sumpfschachtelhalm, deshalb kaufe ich entweder das Pulver oder, wenn es schnell gehen muss, direkt den fertigen Sud, der einfach nur noch mit Wasser verdünnt zu werden braucht. Den gieße ich bei den Tomaten nur auf den Boden; bei den Kartoffeln kann man die Pflanzen damit überbrausen oder auch einfach den Boden darunter gießen. Pro Saison mache ich das ein- oder zweimal; das reicht eigentlich. Sieh mal, wie schön fest und glänzend die Blätter werden.

Auf eine andere Methode der Vorbeugung bin ich durch einen Zufall gekommen, genauer als ich mich mit unserer Wurmfachfrau über die antibakterielle und fungizide Wirkung von Wurmhumus unterhielt. Da dachte ich, kann man ja auch mal zur Vorbeugung gegen Krautfäule testen. Inzwischen habe ich den Wurmhumus auch erfolgreich zur Mehltauprophylaxe eingesetzt, aber das nur nebenbei…

Am besten ist es natürlich, der Pflanze gleich zu Anfang, zum Beispiel beim Legen der Knollen, eine Handvoll Wurmhumus mitzugeben. Bei in Töpfen vorgezogenen Kartoffeln klappt das genauso gut, auch beim ersten Umsetzen der Tomaten in größere Töpfe. Auch wenn die Pflanzen schon größer sind, kann man noch prima etwas Wurmhumus auf die Erde geben und leicht untermischen, sowohl bei den Kartoffeln als auch bei den Tomaten.

Bei länger anhaltenden Schlechtwetterperioden verlasse ich mich aber nicht auf solche vorbeugenden Maßnahmen, sondern gehe mehrmals pro Woche die Pflanzen kontrollieren. Alle Blätter, die mir suspekt sind, kommen weg. Mit etwas Glück kann ich so einen drohenden Ausbruch im Keim ersticken. Trotzdem ist spätestens jetzt die Zeit gekommen für den Zweistufenplan gegen die Eipilze. Stufe 1 heißt:

Mach es ihnen ungemütlich!

Wie die meisten Pilze mag auch der Krautfäuleerreger zur Vermehrung gerne ein leicht saures Millieu. Das können wir ihm gründlich vermiesen durch einen alkalischen Sprühnebel, zum Beispiel auf der Basis von Natriumhydrogenkarbonat, also ganz gewöhnlichem Backpulver. Für mein Sprühmittel nehme ich immer auf einen Liter Wasser einen Esslöffel Backpulver, zur besseren Anhaftung auf den Blättern einen Teelöffel Raps- oder Sonnenblumenöl (das übrigens NICHT selber zur Pilzbildung führt, wie man manchmal liest) und als Emulgator einen Spritzer Biospülmittel. Das Ganze ergibt eine leicht milchige und klumpenfreie Flüssigkeit, die sich gut versprühen lässt. Einziger Haken: Es wirkt nur bei Kontakt, d.h. ich muss jedes Blatt einzeln herumdrehen, wenn ich wirklich alles erwischen will. Das klappt selbst bei größter Sorgfalt nur bedingt, deshalb gehe ich inzwischen oft direkt zu Stufe 2 über, die da heißt:

Mach sie platt!

Es gibt tatsächlich Pflanzen, die von Natur aus gegen Pilze wirken.

Da sind zum einen Kräuter wie Salbei und Rosmarin, die eine große Menge fungizider ätherischer Öle ausdünsten, erst recht, wenn man sie kleinschneidet und beispielsweise unter die Pflanzen streut, sowohl bei den Tomaten als auch bei den Kartoffeln. Sind die schon größer, kann man sie auch von oben bestreuen; das fällt ja sowieso spätestens beim ersten Wind nach unten. Wenn ich nicht genug frische Kräuter habe für die vielen Pflanzen, nehme ich auch gerne ätherisches Öl von Salbei oder Rosmarin. Davon gebe ich ein paar Tropfen unter die Tomaten, zum Beispiel auf das Schafwollvlies, mit dem ich manchmal mulche, da hält das länger. Die Ausdünstungen wirken natürlich am besten bei Windstille, und sie treffen auch auf die Blattunterseiten, vor allem bei den unteren und am häufigsten betroffenen Blättern der Tomaten. Als Randbepflanzung sind solche Kräuter übrigens auch perfekt, anscheinend sogar Oregano, denn neben dem sehen die Kartoffeln besonders gesund aus.

Zum anderen wirken aber auch Zwiebeln und Knoblauch sehr gut gegen Pilze. Aus denen stelle ich einen Sud her, zusammen mit dem ersten Meerrettich, der genauso gut wirkt. Der ist im Sommer zwar noch dünn, aber schon wirksam. Ich nehme insgesamt etwa 200 Gramm auf einen Liter Wasser, zerteile alles grob, lasse es ein bisschen köcheln und dann abkühlen, immer mit Deckel auf dem Topf. Ulkigerweise könnte man auch als Mensch dieses Mittel in kleinen Mengen prima zum Beispiel gegen Erkältungen nehmen. Den Sud gieße ich durch ein ganz feines Sieb und mische ihn etwa im Verhältnis 1:10 mit Wasser. Diese sprühfertige Lösung gebe ich dann meistens in meine große Drucksprühflasche, mit der ich besser an alle Pflanzenteile komme, aber auch hier wirken sowohl die Flüssigkeit selber als auch ihre Ausdünstungen. Deshalb sind auch Zwiebeln und Knoblauch so toll als Unterpflanzung bei Tomaten.

Ganz wichtig ist hier, dass du nicht auf die Leute hörst, die dir sagen, dass du diese Behandlung alle 7, 10 oder 14 Tage wiederholen sollst. Der Krautfäuleerreger hat eine Inkubationszeit von zwei bis drei Tagen. Deshalb kann das nur dann einigermaßen funktionieren, wenn du mehrmals hintereinander im Abstand von spätestens drei Tagen deine Pflanzen besprühst, egal ob zur Vorbeugung oder zur Behandlung.

Ganz gleich, was du machst: Ist der Befallsdruck in deiner Umgebung zu groß, beispielsweise durch Nachbargärten oder Äcker, dann ist auch das Risiko groß, dass es deine Pflanzen vor der nächsten lang anhaltenden Schönwetterphase erwischt.

Ist es dann zu spät?

Solche stark befallenen Tomaten kann man nur noch herausreißen und sollte das auch schnellstmöglich tun und vor allem nicht auf dem eigenen Kompost entsorgen. Mit etwas Glück und ausreichendem Abstand schaffen es die noch gesunden Nachbarpflanzen dann, vor allem wenn du sie regelmäßig mit dem Sud besprühst. Mit noch mehr Glück hast du beizeiten Geiztriebe bewurzelt, so dass die Sorte nicht verloren ist. Lieber spät im Jahr noch eigene Tomaten als gar keine. Hier ist übrigens auch der ideale Zeitpunkt, um die gesunden Pflanzen schon mal für die Weiterkultivierung zu markieren und die anderen Sorten im nächsten Jahr einfach nicht mehr auszusäen.

Bei Kartoffeln habe ich schon mehrmals erlebt, dass die nach dem vollständigen Entfernen des befallenen Laubs aus den Blattachseln neu und gesund austreiben und so tatsächlich die hoffentlich noch nicht befallenen Knollen weiter versorgen können. Das ist also vielleicht auch bei dir einen Versuch wert. Irgendwann im Spätsommer wird es oft noch einmal richtig schön warm und sonnig, und wenn du es bis da schaffst, dann kannst du tatsächlich auf eine akzeptable Knollenernte hoffen und auf leckere Tomaten bis in den November.

Das wünsche ich ganz sehr für dich und für uns alle. Aufgeben ist ja keine Option. Irgendwie schaffen wir es schon durch diesen verregneten Sommer!

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