Die Oca ist eine perfekte Pflanze für Garten-Einsteiger. Sie ist genügsam, kennt praktisch keine Krankheiten, bringt zuverlässige Ernten und lässt sich absolut problemlos lagern. Noch dazu sieht sie gut aus und lässt sich im Garten dekorativ platzieren. Dass sie auch eine echte Delikatesse ist, ahnt man vielleicht gar nicht, dabei ist sie so einfach zuzubereiten. Das Grundrezept verrate ich dir natürlich ebenfalls in diesem Video. Vielleicht bist auch du schon bald ein Fan des Peruanischen (oder Knolligen) Sauerklees. Diese Pflanze hat einfach Potenzial!
Transkript des Videos:
Noch ist der Knollige oder Peruanische Sauerklee, wie die Oca auch genannt wird, hierzulande fast ein Geheimtipp, auch wenn er bei uns schon seit dem 19. Jahrhundert angebaut wird. Wenn man es nicht weiß, könnte man Jungpflanzen glatt für unseren heimischen Sauerklee halten. Der wuchert in meinem Garten ganz furchtbar, aber er sieht nett aus und blüht schön. Und er ist auch in der kalten Nordeifel absolut winterhart. Das ist die Oca nicht, auch wenn sie eigentlich eine mehrjährige Staude ist.
Anders als unser Sauerklee bildet die Oca fleischige Knollen aus, die ebenso wie die jungen Blättchen essbar sind und so viele tolle Eigenschaften haben, dass es sich auf jeden Fall lohnt, sie mal auszuprobieren. Neben vielen gesunden sekundären Pflanzenstoffen enthalten Oca – wie du das vielleicht schon von Yacón kennst – Inulin, das besonders für Diabetiker interessant ist, aber auch von anderen wegen der den Darm schützenden Wirkung sehr geschätzt wird. Am wichtigsten finde ich aber, dass sie gut schmecken und sich ganz einfach anbauen lassen.
Was braucht man für den Start?
Wenn du noch keine Oca im Garten hattest, brauchst du als erstes ein paar Knöllchen. Genau wie bei Yacón kann man die Pflanze kaum oder gar nicht über Samen vermehren, aber mit den Knollen geht das ganz einfach. Die kommen bei mir irgendwann im späten Winter oder zeitigen Frühjahr in Töpfchen, damit sie schon mal vortreiben können. Ich habe auch ausprobiert, von großen Knollen, die ich eigentlich lieber essen wollte, die Spitze mit den winzigen Trieben abzuschneiden und in Erde zu tun. Klappt beides. Nach einiger Zeit kommen die kleinen Kleepflänzchen aus der Erde, bleiben bei mir aber bis nach den Eisheiligen in den Töpfen und siedeln erst danach an ihren endgültigen Standort.
Wohin mit den Pflanzen?
Den auszuwählen ist übrigens auch nicht schwer. Ich pflanze zum Beispiel gerne Oca und Yacón gemeinsam ins Beet, aber auch in den Mini-Hochbeetkästen sind meine Oca sehr schön geworden. Sie mögen nach meiner Beobachtung gerne ähnliche Erde wie Kartoffeln, also ganz leicht im sauren Bereich. Deshalb ist ein Mix aus unserer Gartenerde, etwas Laub und einem guten Schwung Kompost anscheinend ideal.
Wenn du im Garten sandigen Boden hast, ist der Anbau in so einem Kasten auch besser, weil du da die Erde optimal zusammenstellen kannst. Auch in Töpfen wachsen die Ocapflanzen gut, nur sollten die dann ausreichend groß sein. Sieh mal hier: So stark durchwurzelt eine einzige Oca einen Topf. Den hatte ich genommen, als eine Pflanze übrig war und ich nicht wusste, wohin damit. Die hatte in ihrer Verzweiflung die schönen Knollen bis an den Rand quetschen müssen und tat mir total leid, als ich das sah. Trotzdem konnte ich aus diesem zu kleinen Topf schön viele Knollen ernten. Größer ist aber besser.
Der optimale Standort
Mit Kübeln bist du auch unabhängiger bei der Wahl des idealen Standortes. Man liest zwar immer, dass die Ocapflanzen am liebsten sonnige Plätze mögen, aber gerade in Sommern wie den letzten dreien sind die bei mir im Halbschatten womöglich sogar besser gediehen, hier zum Beispiel unter einem Birnbaum. Wichtig ist auf jeden Fall, dass sie genug Wasser bekommen; ansonsten sind sie völlig pflegeleicht und wuchern bis in den Spätherbst munter vor sich hin. Dabei werden sie richtig groß. Sieh mal hier, das sind die in meinen Mini-Hochbeetkästen. Die Blättchen klappen sie zum Schutz runter, wenn es ihnen zu heiß wird. Das hier war im September an einem sehr warmen Tag. Ganz selten blühen sie auch mal, aber wie gesagt bilden sie praktisch keine brauchbaren Samen.
Die Ernte
Dafür bilden sie um so mehr Knollen, erst recht, wenn du sie gleich beim Einpflanzen etwas tiefer setzt und eventuell zwischendurch häufelst. Manche schütten auch einfach Erde auf die oberirdischen Triebe, denn an denen bilden sich dann ebenfalls neue Knollen. Die wachsen aber so richtig erst, sobald die Tage kürzer als die Nächte sind. Deshalb bleiben die Pflanzen bis zum ersten Frost im Boden. Das oberirdische Laub ist dann wirklich hin und wird matschig, aber guck mal hier, da kannst du sehen, wie lang die Zweige geworden waren. Die kommen bei mir einfach auf den Kompost.
Richtig spannend wird es, wenn ich anfange zu buddeln. Ich kenne zwar keine Tiere oder Krankheiten, die mir das Laub der Oca streitig machen, aber unter der Erde habe ich zwei ganz harte Konkurrenten. Das eine sind Wühlmäuse, die sich völlig unbeherrscht auf die Knollen stürzen und mir letztes Jahr einen der Kästen komplett leer geräumt haben. Zum Glück hatte ich insgesamt drei Kästen bepflanzt, aber auch in den anderen sieht man an einigen Knollen die typischen Bissspuren. Nun mag ich ja Mäuse eigentlich gerne und drücke da auch mal ein Auge zu. Gar nicht leiden kann ich dagegen die Larven des Dickmaulrüsslers. Die sind richtig süchtig nach Oca, bleiben dann wohl von allem anderen fern, aber in die schönsten Knollen fressen sie Löcher rein.
Zum Glück habe ich mehrere Verbündete. Um die Mäuse kümmern sich die Katzen, und die Dickmaulrüsslerlarven mag mein zutrauliches Rotkehlchen sehr gerne. Egal wo im Garten ich buddle, das Vögelchen kommt immer direkt angeflogen, hüpft mir fast auf die Füße und wartet, bis ich ihm das Beet überlasse. Nach ein paar Tagen werfe ich die Erde dann noch mal um, damit die restlichen Larven näher an die Oberfläche kommen, was natürlich ebenfalls sorgfältig beobachtet wird.
Wenn du auch solche Helfer im Garten hast, wirst du auf jeden Fall schöne Knollen aus dem Boden holen können, aber stell dich auf Konkurrenz ein, wenn es um die Ernte geht.
Wie lagere ich Ocaknollen?
Bei der Lagerung entpuppt sich die Oca ein zweites Mal als Superknolle. Ich hatte mir in den ersten Jahren immer eine Wahnsinnsarbeit mit den Kleinen gemacht und sie so wie Kartoffeln gelagert, bis ich dann mal im Frühjahr welche fand, die ich im Herbst aus Versehen in einem Kistchen gelassen hatte – im eigentlich für sie zu warmen Anschlussraum meiner Erdwärmepumpe. Die sahen fast genauso aus wie die kühl gelagerten. Ein paar hatten es nicht geschafft, aber seitdem lasse ich die Knollen einfach irgendwo frostfrei und mausgeschützt herumstehen. Das Gemüsefach geht natürlich auch. Dort treiben sie wohl ebenfalls gegen Ende des Winters aus, aber das macht nichts. Die Spitze mit dem Trieb kannst du dann direkt wieder einpflanzen und den Rest essen.
Wie bereitet man Oca überhaupt zu?
Das mit dem Essen ist der Punkt, an dem die meisten Leute unsicher sind. Was mache ich denn überhaupt aus den Knollen? Und wie schmecken die? Dazu habe ich mir von Südamerikaurlaubern beschreiben lassen, wie die Knollen in ihrer Heimat zubereitet werden. Da kommen sie nämlich ganz häufig gemischt mit Kartoffeln auf den Teller.
Um den genauen Geschmack herauszufinden, habe ich aus den Zubereitungstipps ein prima Testverfahren entwickelt. Die Knollen lege ich erst mal eine Zeitlang ans Licht, denn das fördert genau wie bei Yacón das Aroma. Dann wasche ich sie ab, was mit einem kleinen Bürstchen oder einer Zahnbürste ganz leicht geht. Du kannst sie auch roh essen, aber mir sind sie zu sauer.
Ich habe hier mal nur eine Handvoll für das Testkochen genommen, sozusagen die Einpersonenmenge für Skeptiker. Du wirst sie vermutlich komplett verdrücken wollen, wenn wir fertig sind.
Als nächstes koche ich sie knapp 20 Minuten, also wirklich fast so wie Kartoffeln. Die hellen bleiben etwas fester, die orangenen und roten werden weicher, deshalb nur knapp 20 Minuten, nicht länger. Beim Kochen verströmen die Knollen einen sehr interessanten Duft nach Rhabarber und Kartoffeln. Lass dich aber davon nicht irritieren.
Jetzt lasse ich sie abkühlen und erhitze etwas Öl in einer Pfanne, in das ich dann die in gleich große Stücke geschnittenen Knollen gebe und leicht anröste. Probier sie erst mal ohne Gewürz, höchstens mit einer Prise Salz. Du wirst merken, dass die hellen etwas fester bleiben und auch ein bisschen Säure behalten haben. Die dunkleren dagegen schmecken wie intensiv aromatische Süßkartoffeln mit einem Hauch Möhrchen. Einfach unglaublich lecker.
Ab hier kannst du selber entscheiden, wozu sie passen könnten, zum Beispiel püriert mit Kartoffeln, gebraten mit Yacón, dir fällt da schon was ein. Ich bin selber auch noch nicht durch mit dem Thema, weil mir dauernd Ideen kommen, was man sonst noch ausprobieren könnte.
Unkomplizierte Superknolle für raues Klima
Was mir an der Oca so gefällt, das ist ihre Genügsamkeit, vor allem, was das Klima angeht. Sie gedeiht hier in der Nordeifel bestens, lässt sich wirklich monatelang ganz unproblematisch lagern und bringt Jahr für Jahr eine schöne Ernte. Ich bin gespannt, ob sie dir genauso gut gefällt wie mir.