Kein Herbst ohne Kastanien
Die Meisten von uns haben wohl als Kinder Kastanien gesammelt. Damals vermutlich zum Basteln oder um sie im Tierpark abzugeben, aber noch heute finde ich den Anblick von Kastanien einfach toll. Dass man daraus ein natürliches Waschmittel herstellen kann, hat sich ja inzwischen herumgesprochen. Rosskastanien enthalten – wie viele andere Pflanzen auch – Saponine. Das sind grob formuliert natürliche Seifenstoffe, die in Wasser einen stabilen Schaum bilden und Schmutz lösen können. Viele Leute zögern aber, das mal auszuprobieren, weil sie meinen, das wäre zu umständlich oder die Wäsche würde damit nicht sauber. Das ist mitnichten so. Hier siehst du, was du machen kannst, wenn du das mal testen möchtest.
Wie kann man sich das zunutze machen?
Für Einsteiger ist es am praktischsten, wenn man sich nicht groß umgewöhnen muss. Deshalb machen wir jetzt Kastaniengranulat. Mit dem kannst du fast so waschen wie mit chemischem Waschpulver, aber ganz ohne dessen Nebenwirkungen für die Umwelt.
Der aufwendigste Teil kommt direkt zu Anfang. Die Kastanien müssen irgendwie aus der Schale raus. Nur so kannst du sie auch für weiße Wäsche benutzen, bei der dann zur Not mit einem bisschen Waschsoda dazu, und riskierst keine Verfärbungen.
Als Kinder haben wir die immer von Hand rausgepopelt, und ich muss zugeben, dass mir das noch heute Spaß macht. Effizient geht aber anders, nämlich zum Beispiel so:
Ich gebe einen Teil der Kastanien in eine hitzebeständige Schüssel und überbrühe sie mit kochend heißem Wasser. Nach ein paar Minuten schrecke ich sie mit kaltem Wasser ab und kann direkt loslegen. Ich finde es am praktischsten, sie zu halbieren, und ich nehme dafür ein Messer mit Spitze. So kann ich sie erst mal aufspießen, und sie flutschen beim Halbieren nicht weg. Wenn ich die Hälften zusammendrücke und ein bisschen rolle, löst das Innere sich noch besser aus der Schale. Ein bisschen Popelei ist das zwar auch dann noch, aber ich habe ziemlich schnell eine schöne Menge zusammen.
Die könnte ich jetzt mühsam von Hand zerkleinern. Oder ich mache es mir bequem. Mit dem elektrischen Zerkleinerer ist das in Sekunden fertig.
Damit das Granulat nicht schimmelt, muss es gut getrocknet werden. Das kannst du zum Beispiel auf der Fußbodenheizung machen oder aber bei 50 Grad im Backofen. Wenn du die Tür ein bisschen offen stehen lässt, ist das ratzfatz trocken. Sobald alles wirklich komplett durchgetrocknet ist, kommt das in eine Dose oder ähnliches, wird gut verschlossen und ist jederzeit einsatzbereit.
Wie wäscht man denn jetzt damit?
Aus dem Granulat lösen die Saponine sich innerhalb von Minuten. Deshalb finde ich das auch praktischer als Waschnüsse oder halbierte Kastanien. Zwei Esslöffel reichen meistens schon. Wenn du sehr hartes Wasser hast, kann noch ein bisschen natürliches Waschsoda dazu; das gibt es ja sehr günstig im Drogeriemarkt. Diese zwei Esslöffel voll gebe ich in ein Glas Wasser, und wenn ich das schüttle, siehst du, dass das nicht nur sofort seifig aussieht, sondern auch schön Schaum bildet. Nach spätestens einer halben Stunde ist so viel herausgelöst, dass du die Flüssigkeit durch ein Sieb ins Waschmittelfach geben kannst. Das übrig gebliebene Granulat kannst du noch ein- oder zweimal verwenden. Danach kann das einfach auf den Kompost.
Funktioniert das auch bei Wolle und Seide?
Für empfindliche Fasern ist das Kastaniengranulat – dann wohl ohne Soda – perfekt geeignet. Ich habe sehr viele selbstgestrickte Wollsachen, und die vertragen das bestens. Ich brauche also kein separates Wollwaschmittel mehr. Tolle Sache.
Riecht das denn nicht komisch?
Das Kastanienwaschmittel riecht eigentlich nach fast nichts; die Wäsche selber dann auch nicht. Wenn du dir aber duftende Wäsche wünschst, kein Problem: Ich gebe manchmal ein paar Tropfen naturreines ätherisches Öl (kein Parfümöl) dazu, das nicht nur gut riecht, sondern sogar tolle Nebeneffekte haben kann:
- Lavendelöl ist zum Beispiel super für die Bettwäsche; damit schläfst du bestens ein, und es hält noch dazu im Sommer die Mücken auf Abstand. Außerdem wirkt es gegen Pilze, Bakterien und sogar Viren.
- Minze kann vor Stockflecken oder muffigem Geruch bei zu langer Trocknung im Winter schützen.
- Gerade im Winter mag ich auch sehr gerne Bergamotteöl; das hebt die Stimmung und schützt vor dem Winterblues.
- Jasmin wirkt in der Hinsicht sehr ähnlich und duftet recht stark. Ich mag den Geruch sehr, aber manchen ist er vielleicht schon zu intensiv.
- Das Gleiche gilt für Mandarine, die ich als Winterduft sehr gerne mag.
Es gibt unglaublich viele verschiedene Sorten ätherischer Öle. Meistens kannst du danach gehen, dass das, was für dich angenehm riecht, auch das Richtige für dich ist.
Probier es doch einfach mal aus! Du wirst vielleicht überrascht sein, wie toll man mit Kastanien waschen kann!