Zu den vielen Pflanzen, die man in der Nordeifel angeblich nicht anbauen kann, gehört auf jeden Fall der Kurkuma. Der mag ja eigentlich Tropen. Was passiert, wenn man es trotzdem versucht, zeige ich dir in diesem Video
Transkript des Videos:
Mal ganz ehrlich: Wenn ich an Kurkuma denke, dann sehe ich vor meinem geistigen Auge indische Gewürzmärkte, exotische Speisen, vielleicht noch Goldene Milch. Was ich nicht sehe, ist die Eifel mit ihren nasskalten Sommern und ihren endlosen Wintern. Zumindest nicht als Anbaugebiet für diese tropische und wärmeliebende Pflanze mit ihrer langen Vegetationsperiode.
Wie du aber vielleicht weißt, muss ich alles, was essbare Knollen bildet, mehr oder weniger zwanghaft in die Erde tun, so auch den Kurkuma, den man eigentlich ganz normal bei uns im Bioladen kaufen kann. In Anbetracht der angekündigten langen Vegetationsphase habe ich schon Anfang Februar einige Knollen in Töpfe gelegt und mit etwas Erde bedeckt. Ich habe hier übrigens wieder einmal meine Ex-Kartoffelkübelerde verwendet, in die ich ja fast alles pflanze – außer ein zweites Mal Kartoffeln.
In den ersten Wochen am Wohnzimmerfenster wuchsen die Pflänzchen ziemlich langsam. Ab Ende März oder Anfang April habe ich sie an schönen Tagen zusammen mit den Tomaten ein bisschen nach draußen gesetzt, damit sie wussten, was auf sie zukam.
Erst nach den wirklich eisigen Eisheiligen durften sie endgültig nach draußen. Sieh mal, hier stehen sie ganz links im Bild in der Einfahrt, und daneben Bärlauch, Helianthi, Yacón und andere, die auch noch nicht allzu weit waren. Ich habe die Kurkumapflanzen in größere Töpfe getan und auf die Terrasse gestellt, aber nicht zu den Tomaten unter das Dach, sondern offen, damit sie auch Regen abbekamen. Das war ganz gut, denn der Wasserbedarf der Pflanzen ist doch recht hoch. Gedüngt habe ich übrigens nur ein- oder zweimal, und zwar mit Bio-Gemüsedünger, weil ich nichts anderes hatte. Manchmal ist das eine oder andere Blatt ein bisschen getrocknet, wenn ich mit dem Gießen nicht hinterherkam, aber ich hatte weder Krankheiten noch Schädlinge an den Pflanzen.
Sie entwickelten sich auch trotz des extrem wechselhaften Sommers sehr gut. Von den geforderten 20 Grad Durchschnittstemperatur waren wir aber weit entfernt, und die kritische 15 Grad-Grenze wurde auch ganz oft unterschritten. Guck mal, so wechselhaft waren in der Saison 2020 unsere Tageshöchsttemperaturen – und so die Nachtwerte. Mitten im Sommer oft nur zwei oder drei Grad.
Trotzdem fingen erst im Oktober die Blätter an gelb zu werden. Ich habe die Pflanzen dann noch etwas ins Gewächshaus gestellt, aber so richtig warm war es dort nachts ja auch nicht, und außerdem wollte ich ja schließlich den Anbau im Freiland testen. In der zweiten Novemberwoche wurden dann auch die Blattansätze über der Erde gelb und ich dachte, was jetzt nichts geworden ist, wird dieses Jahr auch nichts mehr. Also habe ich die Pflanzen aus den Töpfen geholt.
Du siehst hier, dass sie richtig viele Wurzeln ausgebildet haben, das heißt: Die Anleitungen, die man so oft im Netz findet und wo die Pflanzen dauerhaft in 12-Zentimeter-Töpfen auf der Fensterbank gehalten werden, kannst du schon mal vergessen. Meine waren zwar in größeren, wie du hier sehen kannst, aber auch die waren noch zu klein. Das wird nächstes Jahr anders.
A propos nächstes Jahr: Die Kurkumaknollen, die man in der Küche verwenden kann, sitzen bei meinen Pflanzen ziemlich dicht in der Mitte, also ganz anders als in solchen Zeichnungen zu sehen, und die gehen auch nicht zur Seite, sondern nach unten. Ich habe einen der Wurzelballen mal mit Regenwasser abgespült, damit man das besser erkennen kann. Dicht an dicht. Am leichtesten lassen die Knollen sich natürlich beernten, wenn man alles einmal kurz und kräftig knickt, aber dadurch werden auch die restlichen Wurzeln verletzt, guck hier. Deshalb habe ich mir die Mühe gemacht und so weit wie möglich alles einzeln rausgefriemelt, weil ich die restlichen Pflanzen über den Winter retten will. Schließlich sind das ja eigentlich ausdauernde Pflanzen, die mit etwas Glück sogar wunderschöne Blüten bilden. Da, wo an den Enden der Knollen neue Schösslinge gewachsen waren, habe ich die vorsichtig abgemacht, und du siehst hier, dass da auch schon schöne kleine neue Wurzeln dran sind. Das könnte also wirklich klappen.
Aber jetzt erst einmal zur Erntemenge: Aus den vier nicht wirklich großen Töpfen habe ich insgesamt fast ein Kilo Kurkuma ernten können. Hier siehst du noch mal die Altknollen, die zum Teil während des Sommers auch auf mehr als das Doppelte angewachsen sind und von denen einige sogar noch vital wirken. Die könnten womöglich nächstes Jahr wieder austreiben.
Die Ernte werde ich zwar zum großen Teil einfach trocknen und zu Pulver verarbeiten, aber ein paar der Wurzelstücke werde ich in Erde über den Winter bringen. Wäre doch gelacht, wenn ich nicht nächstes Jahr auch Blüten dran hätte 😀
Und ich bin total froh darüber, dass ich nicht darauf gehört habe, wenn mir Andere gesagt haben, das kannst du vergessen, geht nicht. Geht doch! 😀