In manchen Jahren kannst du an deinen Kartoffelpflanzen ganz viele kleine Früchte erkennen, die aussehen wie grüne Tomaten. In diesen Früchten sind Samen, und aus denen kann man ganz leicht echte Saatkartoffeln ziehen. Wie ich das mache, zeige ich dir in diesem Video. Viel Spaß damit! 🙂
Transkript des Videos:
Wie man Kartoffeln anbaut, weiß doch eigentlich jedes Kind: Knolle in die Erde, abwarten, viele Knollen wieder aus der Erde rausholen. Dann schöne kleine Knollen für das nächste Jahr aufheben und alles wieder von vorne.
Blüten an den Kartoffelpflanzen
Kartoffelpflanzen setzen aber ja nicht nur Knollen an, sondern oft auch Blüten. Die sehen richtig toll aus, vor allem bei blauknolligen Sorten wie der Blue Congo oder der Salad Blue, aber auch alle anderen sind wunderschön. Sieh mal hier, das sind zum Beispiel die Lila Uetendorf, die Granola, die Vitelotte Noire, die Gunda, die Veto, und manche wie die Blaue Anneliese, die Negra oder die Bonita Ojo de Perdiz blühen den ganzen Sommer lang. Ich kann mir gut vorstellen, wieso die Kartoffel hier bei uns erst mal als Zierpflanze gehalten wurde.
Oft fallen die Blüten dann einfach ab, aber mit etwas Glück bilden sich solche kleinen grünen Früchte, die aussehen wie unreife Tomaten. Manchmal habe ich pro Pflanze nur eine einzige Frucht wie zum Beispiel dieses Jahr bei der Shetland Black, die übrigens auch nur eine Handvoll Knollen produziert hat, aber das lag vielleicht an der Hitze. Meistens sind doch ein paar mehr dran, hin und wieder auch gleichzeitig mit den Blüten.
Aus Blüten werden Früchte
Man sieht schon ein bisschen, dass das nahe Verwandte der Tomaten sind, findest du nicht auch? Anders als Tomaten werden die Kartoffelfrüchte wohl nicht rot, gelb oder sonstwie farbig, bestenfalls bekommen sie so einen bräunlichen Schimmer. Genau wie bei den Tomaten sind aber innendrin Kernchen, und zwar ganz schön viele.
Sieh mal hier, das sind die Früchte der Blauen Anneliese; die trägt bei mir immer ganz besonders toll, und eine ist von irgendeinem Tier ein bisschen angefressen worden. Da siehst du drinnen die vielen Kernchen. A propos angefressen: Für uns sind die Früchte giftig, weil sie Solanin enthalten. Manchen Tieren scheint das aber nichts auszumachen. Ernten tue ich die Früchte übrigens meistens zusammen mit den Knollen, weil ich denke, dass sie spätestens dann wohl reif sein müssten. Weil die grün bleiben, erkennt man das ja gar nicht so leicht.
Schöne Knollen auch bei vielen Früchten
Ich konnte übrigens nicht feststellen, dass die Ausbildung von Früchten sich negativ auf die Ausbildung von Knollen auswirkt. Das liest man ja hin und wieder. Aber guck mal hier meine Blaue Anneliese mit den vielen Früchten: schöne Ernte.
Samen sammeln
Aber jetzt zurück zu den Samen: Hier ist eine reife aufgeschnittene Frucht der Granola, und diese winzigen Kernchen sammle ich, spüle sie ab und trockne sie auf einem Teller. Danach kann man sie trocken gelagert schon einige Jahre verwahren. Länger als drei Jahre habe ich aber noch nicht getestet. Nimm übrigens unbedingt die Samen aus der Frucht, solange die noch einigermaßen weich ist. Ich hatte die ersten komplett trocknen lassen, und die werden so steinhart, dass man die Samen dann kaum noch rausbekommt. An der Stecknadel kannst du auch gut sehen, wie klein die Kernchen sind.
Aussaat im Spätwinter oder ganz zeitigen Frühjahr
Ich säe die ersten Kartoffelsamen immer zusammen mit den Paprikas aus, also noch deutlich vor den Tomaten, aber in schönen Jahren werden sie auch später noch etwas. Manchmal dauert es wohl eeewig, bis die ersten Keimlinge zu sehen sind, aber irgendwann werden dann kleine Pflänzchen daraus. Ich päpple sie erst mal separat hoch und pflanze sie erst später zu ihren Artgenossen aus den Knollen, aber in der zweiten Sommerhälfte kann man die dann schon kaum noch auseinanderhalten, so groß werden die Pflanzen aus den Samen.
Erste Ernte oft mickrig
Trotzdem kommen im ersten Jahr oft nur ziemlich kleine Knollen dran, aber das macht ja nichts: Das sind dann echte Saatkartoffeln für das nächste Jahr, und wir wissen ja inzwischen, dass die kleinsten Knollen die dickste Ernte bringen.
Wenn eine größere dabei ist, kannst du wohl schon mal einen Geschmackstest machen, denn was ich dir bis jetzt verschwiegen habe: Wenn du mehr als eine Sorte im Garten hast und nicht gezielt und professionell bestäubst, kommt bei der Befruchtung irgendein Abenteuer heraus. Schließlich summen die Bienen und Hummeln gerne durch die Blüten. Mein Favorit ist die berühmte Saat I, die einige von euch ja inzwischen auch haben und die wohl mehr oder weniger eine Mischung aus drei Vierteln Agria und einem Viertel Granola ist. Gut, ich hätte sie Agriola nennen können. Saat I ist mehr oder weniger der Arbeitstitel…
Ab dem zweiten Jahr alles top
Kommen wir aber jetzt zum nächsten Jahr: Meine Saat I brachte ab dem zweiten Jahr völlig normale Erträge, sie hat sogar das total verregnete Jahr 2017 gut überstanden und sie machte sich auch im heißen Dürresommer 2018 so gut, dass sie die anderen Sorten schnell überragte. Eine habe ich mal abgeerntet und dir hier die Knollen hingelegt. Die sehen doch gut aus, oder?
Zu der habe ich dann natürlich auch direkt mal einen Geschmackstest gemacht, also einfach Pellkartoffeln mit ein bisschen Butter und Salz – wundere dich nicht, dass hier so ein Grünschimmer ist; ich sitze unter dem Sonnenschirm – und hier mache ich die mal auseinander und dann siehst du, wie schön die innendrin sind. Das mag ich ja besonders gerne, den Übergang zwischen vorwiegend festkochend und mehlig. Und lecker sind die, hmm…
Ich hatte übrigens bei allen Kartoffeln aus Samen noch nie welche, die mir nicht geschmeckt hätten. Wie auch: Sie sind ja doch aus denen entstanden, die ich anbaue, und die mag ich ja schließlich. Vielleicht wirst du irgendwann einmal gezielt Sorten züchten wollen, auch wenn das sehr aufwendig ist, aber wenn du noch nie Kartoffeln aus Samen gezogen hast, dann probier doch mal diese einfache Variante für den Hobbygärtner. Das macht richtig Spaß, und spannend ist es noch dazu, weil du nie vorher weißt, was hinterher dabei herauskommt. Echtes Abenteuer, oder? 😉