Kennst du das? Du legst voller Optimismus 5 Pflanzkartoffeln in einen Sack und holst drei oder vier Monate später 15 Knollen heraus? Wenn überhaupt? Wenn dir das bekannt vorkommt, dann ist das hier das richtige Video für dich. Natürlich gibt es Hobbygärtner, die in einen winzigen Topf so viele Pflanzkartoffeln geben und eine üppige Ernte herausholen. Das klappt aber meistens nur unter Zuhilfenahme von recht extremen Düngern, auf die ich lieber verzichte. Wie die gute Ernte trotzdem funktionieren kann, zeige ich dir hier. Es ist ganz einfach.
Und hier das Transkript des gesamten Videos:
Was ist eigentlich aus den Experimenten von 2015 geworden?
Auf den Werbefotos für die im Handel erhältlichen Kartoffelsäcke und Kartoffelkübel sieht man ganz oft, wie jemand vier oder fünf Kartoffeln in so ein Gefäß legt. Wie durch ein Wunder werden daraus dann Hunderte von Knollen. Das konnte ich nicht so richtig glauben und hatte deshalb vor mehr als vier Jahren verschiedene Sachen ausprobiert: Große und kleine Kartoffelsäcke, eine, zwei oder mehr Pflanzkartoffeln pro Sack usw. Die Ergebnisse stehen bis heute aus, und das hatte mehrere Gründe:
Mehrere Striche durch die Rechnung…
Ich hatte nicht bedacht, dass ich zum einen herausfinden sollte, welche Kartoffeln sich überhaupt für den Anbau in Säcken eignen und welche nicht. Dazu hat es dann ein eigenes Video gegeben, oder eigentlich sogar zwei. Die verlinke ich dir mal.
Zum anderen hatte ich auch nicht vorhergesehen, dass wir mehrere Jahre mit wirklich extremem Wetter bekommen sollten. Nach drei sehr regenreichen Jahren, denen das Dauernass von 2017 die Krone aufsetzte, gab es 2018 kaum einen Tropfen, dafür sehr viel Sonne und Hitze. Dadurch konnte ich zugleich auch Sorten herausfinden, die mit extremem Wetter besser zurechtkommen als andere. Die sind sozusagen klimawandeltauglich, und dazu kommt dann noch ein eigenes Video.
Hat das Warten sich gelohnt?
Zuerst wollte ich nur den Platzbedarf in Säcken testen, habe aber die Gelegenheit genutzt und auch verschiedene Kübelgrößen gegeneinander antreten lassen. Dabei sind erstaunliche Sachen herausgekommen, die ich dir jetzt zeigen werde.
Kartoffeln in kleinen Säcken
Bis auf ganz wenige Ausnahmen wie zum Beispiel die Rote Emmalie fühlten die Knollen sich in den kleinen Säcken mit einem Volumen von ungefähr 12 bis 15 Litern überhaupt nicht wohl. Dort, wo ich drei hineingetan hatte, überlebte nur eine Knolle und die anderen wurden sozusagen plattgedrückt. Selbst sacktaugliche Sorten wie die La Ratte wurden in den kleinen Säcken nicht schön. Ähnlich sah es in den größeren Säcken mit mehreren Knollen aus. So wenig Platz führt anscheinend zu Stress, der die Pflanzen anfälliger macht für Schneckenbefall und Krautfäule.
Kartoffeln in großen Säcken
Die großen Säcke waren die mit einer Entnahmemenge von 60 Litern Erde oder Kompost, die aber zusammengedrückt dort drin waren, so dass das echte Volumen vermutlich nur um die 40 Liter war. Hier war am interessantesten der Versuch mit den Dänischen Spargelkartoffeln, einer gut sacktauglichen Sorte. Von denen hatte ich zunächst je zwei bzw. vier pro Sack gelegt, einige Tage später aber dann auch noch eine bzw. drei, damit ich ein genaueres Bild bekam.
Das Ergebnis war absolut ernüchternd: Aus dem Sack mit vier Pflanzkartoffeln habe ich nur halb so viele Knollen geholt wie aus dem mit nur einer Pflanzkartoffel! Sieh mal, hier sind alle Ergebnisse nebeneinander. Links die Ernte von einer Pflanzkartoffel, daneben die von zweien (da waren leider die Ameisen drin, was ich aber erst beim Ausschütten gemerkt hatte), dann die von dreien und das kleine Häufchen rechts ist von vier Pflanzkartoffeln.
Was ist mit den Kübeln?
Sieht das in den Kübeln anders aus? Hier hatte ich kleinere mit größeren Kübeln verglichen. Wenn ‚klein‘ dabei nicht zu klein bedeutet, also mindestens 20 Liter, macht das vielen Sorten nichts aus. Die Parli brachte zum Beispiel im 20-Liter-Kübel etwa die gleiche Erntemenge wie im fast doppelt so großen. Ähnlich verhielten sich vor allem Sorten, die auch im konventionellen Anbau eingesetzt werden, vermutlich weil sie sich unterirdisch überschaubar und damit planbar ausbreiten. Die Ergebnisse sind immer nur von einer einzigen Pflanzkartoffel pro Gefäß; ich lerne ja dazu… 😉 Bei ausufernd wachsenden Sorten wie der Blauen Anneliese sah das Ergebnis schon anders aus. Zwar brachte die im kleineren Kübel immerhin um die 80 wunderschöne Knollen, im großen aber 131, alle kerngesund trotz des vielen Regens 2017.
Aber ich hatte noch ein anderes Kübelexperiment gemacht, und zwar mit der Vitelotte Noire. Die wächst ja eigentlich unter fast allen Bedingungen und bringt sogar in solchen Säcken einen Ertrag, die für andere Sorten zu klein sind. Von der Vitelotte liest man wohl immer, dass sie nur etwa 400 Gramm Ernte pro Pflanze bringt. Bei den kleinen Säcken stimmt das auch. Das wollte ich aber genauer wissen und habe eine kleine Pflanzkartoffel in einen großen Kübel getan, genauer in den größten, den ich hatte. Ich tippe mal, der hat so um die 60 Liter oder mehr. Die Pflanze entwickelte sich ganz toll, aber das tat die im Winzlingsbeutel eigentlich auch. Im großen Kübel wurde aber wirklich ein riesiger Busch daraus, guck mal. Ein richtiges Prachtstück.
Und jetzt sieh mal, was ich im September hier aus dem Kübel hole! Ich konnte das kaum glauben. Zwar hatte ich schon öfter deutlich mehr als die angegebenen 400 Gramm pro Pflanze geerntet, aber das hier hatte ich nicht erwartet: Fast anderthalb Kilo! Toll, oder?
Vergleich Sack – Kübel – Hochbeet
Bei aller Begeisterung für die verschiedenen Möglichkeiten, Kartoffeln anzubauen, muss man doch auch ganz ehrlich einen Vergleich mit dem normalen Beet machen dürfen – oder bei mir eben mit dem Hochbeet, weil unser Boden zu nass, kalt und schwer ist.
Dabei zeigt sich für diejenigen von uns, die nur einen Balkon oder eine Terrasse haben, Beruhigendes: Geeignete Sorten wie z.B. die Dänische Spargelkartoffel oder die Rote Emmalie bringen im Kartoffelsack wegen der zusätzlichen Knollen, die nach oben angesetzt werden, oft sogar mehr Ertrag als im Kübel. Die meisten Sorten wachsen aber so wie zum Beispiel die Laura, die im kleinen Sack eine wirklich poplige Ernte brachte, im größeren dann schon mehr und im Kübel richtig viel. Immer von nur einer Pflanzkartoffel. Und doch war selbst diese gute Kübelernte immer noch deutlich weniger als das, was ich aus dem Hochbeet geholt habe.
Also keine Säcke mehr?
Ich gehe bei der Vergabe des vorhandenen Platzes tatsächlich so vor: Das jeweils verfügbare Hochbeet (das rotiert ja bei mir) wird mit den absoluten Favoriten oder Raritäten bestückt. Dann bepflanze ich die Kübel, und nur wenn ich mit dem Platz nicht hinkomme, lagere ich die Sorten, von denen ich weiß, dass sie das vertragen, in Säcke aus. Ich habe aber auch das Glück, dass ich das auswählen kann. Wenn ich nur einen Balkon hätte, würde ich zum Beispiel die Rote Emmalie, die Dänische Spargelkartoffel, die La Ratte D’Ardèche und die Vitelotte Noire in Säcke pflanzen und die anderen in Kübel. Und zwar immer nur eine einzige Pflanzkartoffel.
Warum dieser Aufwand?
Ich muss mir natürlich die Frage gefallen lassen, warum ich so viel Energie und Zeit in diese Tests stecke. Aber sieh es mal so: Wenn du eine Kartoffel in die Erde legst, ganz gleich ob das ein Sack, ein Kübel oder dein Beet ist, dann betreust du die ja unter Umständen ein halbes Jahr lang. In dieser Zeit kann viel passieren, auf das du keinen Einfluss hast, seien es Kartoffelkäfer, Hagel, später Schnee oder was auch immer. Da finde ich es schon gut, es den Pflanzen wenigstens so schön wie möglich zu machen, und neben Licht und gutem Futter mögen sie nun mal ausreichend Platz. Dann danken sie es dir auch mit vielen schönen und leckeren Knollen.