Wenn auch du keinen oder nur einen zu warmen Keller hast und bisher immer an den langen dünnen Keimen an deinen kostbaren Pflanzkartoffeln verzweifelt bist, probier doch einfach mal meine super einfache Methode!
Transkript des Videos:
Zu warmer Keller? Gar kein Keller?
Mal ganz ehrlich: Im Hobbygarten ist die Kartoffelernte selten so üppig, dass wir mehrere Zentner davon ins nächste Frühjahr bringen müssen. Schließlich bauen wir ja meistens ganz viele verschiedene Gemüsesorten an, und der Platz ist immer begrenzt. Bis die Knollen anfangen, ernsthaft zu keimen, sind sie meistens längst aufgegessen, erst recht, wenn du wie ich die Schnellkeimer wie die Veto als erste in der Küche verarbeitest und die mit langer Lagerungszeit wie Tewadi bis zum Spätwinter aufhebst. Da ist es nicht so schlimm, wenn die meisten Häuser keine vernünftigen Kartoffelkeller oder andere wirklich gute Lager mehr haben. Obwohl ich das natürlich schade finde.
Kostbare Pflanzkartoffeln
Richtig tragisch kann das aber werden, wenn du versuchst, deine mühsam gesammelten Raritäten als Pflanzkartoffeln ins nächste Jahr zu retten. Wie schafft man das, dass sie nicht schon Ende Januar praktisch nur noch aus langen hellen Keimen bestehen?
Auf eine ganz einfache Lösung bin ich durch Zufall gekommen. Genauer durch meine Schusseligkeit und unsere dibbelnde Katze. Aus irgendeinem Grund lag jedenfalls vorletztes Frühjahr hinter einem Blumentopf versteckt eine Handvoll Pflanzkartoffeln am Fenster – im warmen Wohnzimmer wohlgemerkt. Die waren etwas grünlich und ziemlich dunkel geworden, hatten aber richtig schön kurze Keime. Konnte ich sofort einpflanzen.
Das mit dem grün werden kenne ich natürlich vom Vorkeimen, also wenn ich die Kartoffeln im zeitigen Frühjahr aus dem Lager hole und sie aufwecke. Da kommen sie ja auch ans Licht, damit die Keime schön kurz bleiben. Und sie überstehen auch kurzes Gedibbel, wie du hier sehen kannst. Dass die aber einen ganzen Winter so überleben, hätte ich nicht gedacht.
Im Hellen durch den Winter
Ich habe dann mal darüber nachgelesen und auch erfahren, dass das auch bei Anderen funktioniert und manche Leute die Knollen sogar aufspießen, damit sie nur ja von überall Licht bekommen. Ich habe es mir da einfacher gemacht, und jetzt, im dritten Jahr mit heller Überwinterung, zeige ich dir das mal. Ich habe ein uraltes Backblech aus einem längst verstorbenen Backofen nebst Gitter umfunktioniert, das Blech toll sauber gemacht, bis es fast blinkte (du kannst natürlich auch irgendetwas drunterlegen, das reflektiert), und ich lege die Pflanzkartoffeln da alle mit etwas Abstand drauf. Das ist hell genug, wenn es am Fenster steht. Guck, die Knollen bekommen auch auf der Unterseite nur ganz kurze Keime. Etwas kühler wäre vielleicht nicht schlecht, aber bei mir funktioniert das tatsächlich im Wohnzimmer.
Vor allem habe ich die Knollen dann eher im Blick als in irgendeinem Lager, wo womöglich eine fault und die anderen ansteckt. Hier sehe ich das sofort und kann die aussortieren. Nur die Schönen bleiben auf dem Gitter.
Schon jetzt ans nächste Frühjahr denken!
Ganz ganz wichtig: Wenn du das auch machst, beschrifte deine Knollen sofort beim Zurechtlegen. Man kann ja so schon kaum noch eine belana von einer Linda unterscheiden, aber nächstes Frühjahr sehen die erst recht alle gleich aus. Glaub es mir.
Sogar Knollen, die schon wieder kleine Keime bekommen, lege ich mit dazu. Ich habe das ausprobiert: Die bleiben dann sozusagen stehen. Die Keime werden dunkler, aber nicht viel länger. Sieh mal hier, die Aufnahmen sind etwa zwei Wochen später entstanden, und man kann das schon ein bisschen erkennen. Kurzer, dunkler Keim. Schrumpeln tun die übrigens kaum, einige Sorten schon ein bisschen, aber nichts Bedrohliches.
Zurück zum Belegen: Ich habe hier jetzt mal für meine Verhältnisse recht große Pflanzkartoffeln genommen, weil die sonst durch das Gitter fallen. Bis nächsten März sind auch die hier alle grün.
Was bei den Knollen, die wir noch essen wollen, schädlich für uns wäre, tut den Kartoffeln selber richtig gut, denn das Solanin schützt sie vor etlichen Krankheiten. Deshalb finde ich es auch nicht schlimm, wenn ich beim Ernten sehe, dass einige Knollen zu nah an der Oberfläche waren und sich schon verfärbt haben. Wenn die gesund sind, werden sie in dem Moment zu Pflanzkartoffeln für die nächste Saison.
Durch die Lagerung im Hellen entfällt natürlich auch das Aktivieren der Knollen im Frühjahr. Die können einfach sofort in die Erde, treiben richtig flott aus und sind später als Pflanze nicht mehr von ihren im Kalten überwinterten Kolleginnen zu unterscheiden.
Wenn auch du keinen oder nur einen zu warmen Keller hast und bisher immer an den langen dünnen Keimen verzweifelt bist, probier das doch einfach mal! Ich finde, einfacher geht es kaum, und es lohnt sich vielleicht auch für dich, das mal zu testen.