Mit Kompost kann man sich monatelang beschäftigen – oder man macht es sich ganz einfach. So wie ich.
Transkript des Videos:
Ich gebe ja zu, dass so ein Komposthaufen in Wirklichkeit ein komplexes Gebilde ist, in dem sehr interessante Vorgänge ablaufen. Deshalb mag ich auch Videos, in denen das Thema gründlich wissenschaftlich hinterfragt wird. Und dann meldet sich prompt mein schlechtes Gewissen, denn ich mache es mir da extrem einfach. Kompost für Faule sozusagen.
Als ich vorgestern meinen eigenen Kompost umsetzte (was das ist, dazu kommen wir gleich), dachte ich aber, schöner könnte er eigentlich nicht sein. Feinkrümelig, ohne zu viele grobe Anteile, muss nicht gesiebt werden, alles prima. Meine Pflanzen mögen ihn anscheinend auch.
Deshalb zeige ich euch jetzt mal meine eigene Methode, die wirklich absolut anfängertauglich ist, auch wenn ich sie seit Jahrzehnten anwende.
Manche Gartenmenschen haben entweder einen großen Komposthaufen, andere ein wie auch immer geartetes Gefäß, was beides OK ist. Ich finde es aber sehr praktisch, mehrere Behälter zu haben. Zwei stehen bei mir direkt nebeneinander, und einer ist immer der aktive, der also gerade befüllt wird.
Die Befüllung
Bei uns kommen beinahe sämtliche Gartenabfälle auf den Kompost, also auch Grasschnitt und verbrauchte Erde aus Töpfen, und alles Mögliche aus der Küche, nicht nur Pflanzliches, sondern auch Eierschalen – nur keine Zitrusfrüchte, weil die die Verrottung verhindern. Kaffeesatz, der sich wirklich gut macht auf dem Kompost, fällt bei uns dagegen in großen Mengen an. Ich nehme das auch nicht so genau mit Brot-, Reis- oder Nudelresten. Man sagt ja, bloooß nichts Gekochtes auf den Kompost, aber das wird hier schneller gefressen als es verrotten kann.
Ich vermute, dass mein Kompost trotz meiner etwas laschen Haltung immer so schön wird, hat mehrere Gründe. Einer davon ist der Standort.
Der Standort
Meine Kompostbehälter stehen am Ende des Gartens, hinter dem nur noch die Pferdewiese kommt, unter einer großen Buche. Das bedeutet zwar, dass ich in trockenen Sommern ab und zu eine Kanne Wasser auf den Kompost schütten muss, damit er nicht austrocknet, aber er ist so vor zu großer Hitze und praller Sonne geschützt, so dass die vielen kleinen Tiere darin sich wohlfühlen und dort bleiben. Wenn ich sicher bin, dass die Pferde nicht gerade eine Wurmkur machen, kommt auch schon mal ein Pferdeapfel auf den Kompost, aber eher selten, damit ich später keine Drahtwürmer im Boden habe, die ich dann mühsam mit Ringelblumen vertreiben muss.
Direkt neben dem aktiven Kompostbehälter ist vor der ebenfalls begünstigend wirkenden Singvogelhecke ein Reisighaufen, was eigentlich eher Zufall ist, aber ich habe bemerkt, dass sich das doch positiv auf eben diese kleinen Tiere auswirkt, die dabei helfen, dass aus den Garten- und Küchenabfällen schöner Kompost wird, denn in dem Reisig sind auch immer viele davon, egal ob Asseln, Tausendfüßler oder Ohrkäfer.
Die Helfer
Andere Helfer kommen direkt aus dem Boden, deshalb sind die Behälter nach unten offen und stehen direkt auf dem Gartenboden.
Wieder andere kommen von oben dazu, und das ist jetzt die Stelle, wo einige Leute Schnappatmung bekommen, denn ich setze die abgesammelten Schnecken auf den Kompost. Das sind zwar nicht mehr so viele wie früher, aber nach einer Woche Dauerregen schleimt dann doch einiges durch mein Gemüse.
In all den Jahren hatte ich noch nie auch nur ein einziges Gelege im Kompost. Wohl aber zerkleinern die Schnecken die Küchenabfälle schneller als jeder Kompostwurm, scheiden sie an Ort und Stelle wieder aus, und wenn immer neue Leckereien nachkommen, bleiben sie auch dort auf dem Kompost und belästigen nicht meine Salate. Sehr praktisch.
So lax ich das mit dem Kompost in den Augen von echten Hardlinern auch handhabe, eines mache ich doch sehr konsequent, sogar zweimal im Jahr:
Das Umsetzen
Das ist jetzt die Stelle, wo es sich als enorm praktisch erweist, wenn man zwei Behälter nebeneinander stehen hat, denn ich fülle einfach von oben nach unten alles vom linken in den rechten Behälter, so dass jetzt das vorhin noch Obere zuunterst ist. Damit das nicht nur luftig wird, sondern auch schön weiter zersetzt werden kann, lasse ich immer eine Handbreit von dem alten Kompost im Behälter, denn da sind ja auch die von mir so geschätzten Helfer drin.
Genau das Gleiche mache ich mit dem anderen Behälter. Ich leere ihn nicht komplett, sondern lasse etwas von dem neuen Kompost übrig. Ich lasse das mal im Zeitraffer laufen, damit man das Gewimmel ein bisschen erkennen kann. Die kleinen Ästchen waren übrigens das einzige Grobmaterial, das ich aus dem Kompost aussortieren musste. Das habe ich gleich wieder hineingeworfen. Jetzt kann auch direkt neuer Grünschnitt usw. eingefüllt werden.
Von dem umgesetzten Kompost kann ich die älteste Schicht direkt verwenden. Der ist jetzt ein halbes Jahr alt und richtig schön. Von dem zweige ich dann immer direkt die ersten acht oder zehn Eimer für die Beete ab, wo ich ihn dann einarbeite.
Falls doch zuunterst Schneckeneier oder ähnliches sein sollten, eilt mir genau an dieser Stelle immer mein liebster Gartenassistent zur Hilfe, nämlich das Rotkehlchen, das alles Mögliche aus der Erde herauspickt, vor allem Larven des Dickmaulrüsslers und andere echte Schädlinge. Tolles Tier.
Wenn ich im Herbst ein zweites Mal umsetze, gebe ich alle Handbreit eine Schicht Laub dazu. Das ist günstigerweise hauptsächlich von den Buchen und den Haselsträuchern, also nicht so sauer. Wenn mal das eine oder andere Eichenblatt dabei ist, ist das aber auch nicht so tragisch. Das viele Laub ist nach meiner Beobachtung der Grund, warum sich so viele Kompostwürmer einfinden, denn die sind genau dort am häufigsten – und im Kaffeesatz ulkigerweise auch. Deshalb verstehe ich auch die Leute nicht, die das schöne Herbstlaub wegschmeißen. Mit Laub verrottet der Kompost viel schneller als ohne, und die kostbaren Würmer bleiben über den Winter hier. Und es macht den Kompost noch luftiger als das Umsetzen alleine, was ja wichtig ist, denn unter Luftabschluss geschehen ganz andere Dinge als das, was wir hier haben wollen.
Jetzt fängt das Ganze wieder von vorne an, das heißt, während ich den Kompost aus dem rechten Behälter nach und nach aufbrauche, wächst der linke immer weiter an, bis er das nächste Mal umgesetzt wird.
Sei ehrlich: Das klingt doch jetzt ausnahmsweise mal richtig einfach, oder? Und das ist es auch!
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